05 Akutes psychisches Defizit
Inhalt: Der Pegel der psychischen Energie sinkt, der Stresspegel steigt, der Algorithmus des Gehirns greift zu Sparmaßnahmen und reduziert den Einsatz energiezehrender oberer Schichten seiner neuronalen Netze mit der Folge einer Qualitätsminderung der Aktionen und des Lebensgefühls. Außerdem werden nun ‚Urprogramme‘ in Gang gesetzt, um den weiteren Abfluss zu begrenzen.
Die Belastung wächst weiter, Erfolge bleiben aus, der Pegel an psychischer Energie sinkt und der Stresspegel steigt. Es bahnt sich ein Wendepunkt an:
Der Organismus verlässt den Normalbetrieb und beginnt, sich durch die bekannten Stressreaktionen wie erhöhten Herzschlag und Blutdruck wie auch Herunterfahren von momentan weniger wichtigen Tätigkeiten wie Verdauung, Fortpflanzung oder Immunabwehr, dieser Überlastung Paroli zu bieten.
Um dafür psychische Energie einzusparen, reduziert der Algorithmus die Beteiligung oberer, energieintensiver Schichten der neuronalen Netze, z.B. Bewusstheit, Verstand und soziale Kompetenzen. Wie ist dies zu verstehen?
Ein Beispiel: Das Bild des Models ‚Romana‘ wurde durch Fourier-Transformation mathematisch in 64 Informationen aufgesplittet: Grobinformationen auf den unteren Schichten, dann nach oben immer feinere Informationen bis zur obersten Schicht 64.
Beginnend mit der ersten Schicht wurde nun Schicht über Schicht wieder zusammengesetzt und rücktransformiert.
„Romana“, schichtenweise rekonstruiert
Bereits die Rekonstruktion aus den ersten zwei untersten Schichten lässt eine Figur erkennen, die ersten fünf, dass es sich um eine Frau handelt, bei zehn Schichten werden schon Einzelheiten erkennbar und mit 20 Schichten ist bereits ein recht gutes Bild zu erhalten. Aus allen 64 Schichten rekonstruiert zeigt sich wieder das Original.
Auch eine Bestätigung des Pareto-Prinzips, benannt nach Vilfredo Pareto oder 80-zu-20-Regel genannt. Diese besagt, dass 80 % der Ergebnisse bereits mit 20 % des Aufwands, hier der zur Rekonstruktion benötigten Schichten, erreicht werden können.
Das Beispiel zeigt, dass viele Berechnungen des Algorithmus, wenn nicht gar die meisten, im täglichen Leben sehr energiesparend mit wenigen ‚unteren‘ Schichten, ‚aus dem Bauch heraus‘ abgewickelt werden können.
Da untere Schichten eher fest verdrahtet und sehr schnell sind, obere Schichten dagegen fluide und langsam, genügen bereits wenige untere Schichten für eine zwar ungefähre, aber schnelle Entscheidung, z.B. welcher Art ein plötzlich auftretendes Gegenüber ist und welche Gefahr von diesem ausgehen könnte.
Auf ‚unteren Schichten‘ laufen die Rechenprozesse eher unbewusst, auf ‚oberen Schichten‘ eher bewusst ab. Daher arbeitet der das Verhalten errechnende Algorithmus so gut wie immer mit einer fließenden Mischung aus unteren und oberen Schichten und damit bewussten und unbewussten Anteilen.
Bewusst und auf ‚oberen Schichten‘ wird der Algorithmus nur tätig, wenn es auf Übersicht und Genauigkeit ankommt und genügend psychische Energie zur Verfügung steht. Ansonsten müssen die Rechenvorgänge auf unbewussten und ungenauen, dafür aber energiesparenden ‚unteren Schichten‘ abgewickelt werden.
Je mehr obere Schichten durch Einsparung inaktiviert werden, desto mehr leidet nicht nur die aktuelle Leistung. Auch das Lebensgefühl wird zunehmend durch Unsicherheiten und Ängste bestimmt. Die Reduktion der Qualität gleicht einer Art Rückentwicklung in frühere Entwicklungsphasen.
Was nützt Intelligenz, wenn sie nicht mehr verfügbar ist? Das Selbstwertgefühl schwindet, man ist nicht mehr der, der man sein könnte.
Zunächst kann ein ‚Denken in Schubladen‘ entlasten: Von diesem Kerl mit diesem Aussehen weiß ich, dass er schnell aggressiv reagiert.
Wenn ich also einem Typen mit ähnlichem Aussehen und Habitus begegne, kommt der ohne weitere Prüfung erst einmal in die gleiche Schublade wie der erste, weil mein Algorithmus die Wahrscheinlichkeit als erhöht einschätzt, dass der ebenso unbeherrscht drauf ist.
Bevor ich mich also mit dem einlasse, muss ich mich vergewissern, dass er sich normal verhält und nicht wie der Andere eine Bedrohung für mich darstellen könnte. Erst dann kommt der aus seiner Schublade wieder heraus.
Zuerst bewähren, dann als ‚gut‘ einschätzen und noch viel später – vertrauen.
‚Schubladendenken‘ in verschiedensten Bereichen rastert zwar gröber, spart jedoch viel Energie ein und ermöglicht es, eine aktuelle Situation in Sekundenbruchteilen mit eigenen Erfahrungen abzugleichen und als nicht zu unterschätzender Überlebensvorteil schnellstmöglich zu reagieren.
Im Übrigen kann ein in seiner Rechenleistung reduziertes Gehirn anspruchsvolle, geschweige denn komplexe Zusammenhänge eh‘ nicht mehr erfassen und verarbeiten. Es ist gezwungen, Wahrnehmung der Realität und Weiterverarbeitung der Daten so lange zu vereinfachen, bis auch untere Schichten dies bewältigen können. Der Betroffene selbst ‚verdummt‘ zusehends, nimmt aber eine für alle sichtbare mentale Einschränkung selbst gar nicht wahr.
Bei Überforderung durch zu viele Einflussgrößen schlägt die Stunde der Ideologie: Möglichst viele der variablen Größen werden zu Festpunkten gemacht:
- Wenn der Kommissar im Stress ist, wächst die Wahrscheinlichkeit, sich zu früh auf einen Täter festzulegen, um weniger Variable zu haben.
- Nur noch in Schwarz-weiß zu denken ist die einfachste Sicht.
- Atomkraft: Nein danke, der Strom kommt aus der Steckdose, mehr interessiert mich nicht..
- Frieden schaffen ohne Waffen: Wäre schön, aber wie?
Was über den durch Ängste begrenzten ‚mentalen Horizont‘ im Hier und Jetzt hinausgeht, verleugnen, ablehnen, notfalls militant bekämpfen.
Im akuten Mangel an psychischer Energie liegt auch das Selbstmanagement darnieder. Es gelingt kaum noch, sich Überblick zu verschaffen, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, Zusammenhänge zu erkennen oder Dinge zu Ende zu denken.
Entscheidungen sind höchst energiezehrend, fallen entsprechend schwer und werden lieber auf bessere Zeiten verschoben.
Nun schlägt die Stunde vielfältiger ‚Berater‘, um den geistig Verarmten auf vielfache Weise auszunützen. Spezielle ‚Helfer‘ wie z.B. Sekten, Gurus oder Heiler bieten ihre Hilfe im psychischen Chaos an mit dem Ziel, den Wankenden zu vereinnahmen und nicht mehr vom Haken zu lassen.
Wenn der Wasserspiegel sinkt und alle darunter verborgenen Wracks und Sandbänke kommen ans Licht, so tauchen auch bei der Regression auf tiefere Schichten die dort abgelegten Erinnerungen wieder auf:
Urplötzlich wichtig, was die Schwiegermutter einmal Despektierliches gesagt oder dass der Nachbar vor Jahren einen überhängenden Ast abgesägt hat, ohne vorher zu fragen.
Rückschritt, Regression?
Das Großhirn, jüngster Teil in der Entwicklungsgeschichte, erlaubt als Sitz von Verstand und Vernunft ‚höhere Hirnfunktionen‘ wie Lernen, Verstehen von Zusammenhängen und strategische Überlegungen, leider mit enormem Energieverbrauch.
Und im wachsenden Mangel an Energie?
Zuletzt installiert, zuerst aus dem Verkehr gezogen: Last In, First Out.
Je weiter sich das psychische Fass lehrt, desto empfindlicher reagiert der Algorithmus auf noch so kleine psychische Abflüsse.
Solche kann er sich, wie bei einem leeren Bankkonto, einfach nicht mehr leisten.
Bereits die ‚Fliege an der Wand‘ kann sich zum tagesfüllenden Problem aufbauschen. Alles ’nervt‘ nur noch…
Was tun? Gering die Chance, mental eingebremst aus eigener Kraft wie der Phönix aus der Asche wieder aufzuerstehen. Aber könnte man nicht an anderer Stelle für Zuflüsse sorgen und damit die Misserfolge kompensieren?
Frust oder Langeweile? Ein Schoko-Riegel gleicht das locker aus. Frustessen als effizienter Seelentröster: Vor allem Zucker, der als ‚Gehirnnahrung‘ wenig Verdauungsaufwand verursacht und in Hülle und Fülle überall und jederzeit zur Verfügung steht. Wer kann schon dem Drang nach Süßem widerstehen?
Es braucht Bewegung! Körperliche Arbeit, Sport oder Spaziergänge halten Körper und Seele gesund. Die Aufgabe besteht lediglich darin, die richtige Betätigung zu finden, die auch möglichst viel Spaß und Freude macht.
Übertreibungen und Extrembelastungen wiederum können langfristig die Gesundheit beeinträchtigen, Gelenke oder das Herz schädigen.
Dafür bringt gemeinsames Erleben ein Vielfaches an psychischer Energie: Mit Freunden joggen gehen, Mannschaftssport oder auch Wanderungen in der Gruppe.
Das reicht nicht? Dann muss eben der Aktionsradius erweitert werden: Ein Tapetenwechsel, beispielsweise: Urlaub, Reisen, um neue Orte und Umgebungen kennenzulernen, sich zu entspannen, Kontakte zu knüpfen oder sogar Lehren für das eigene Leben daraus zu ziehen.
Was will der unter psychischen Nöten leidende Teenie? Nichts wie weg, egal wohin. Das Hier und Jetzt nervt nur noch.
Oder lieber etwas Lebendiges? Ein Haustier, z.B. ein Hund, kann seinem Halter viel psychische Energie einbringen: Knuddeln, wann immer er will, täglich strukturierte Bewegung an der frischen Luft mit vielen Sozialkontakten zu anderen Hundehaltern und auch ein bisschen Dominanz oder auch mal Macht ausgeübt mit ‚Sitz‘, ‚Platz‘ oder was auch immer. Aufwand und Einschränkungen, selbst ein Schlafplatz im Ehebett, sind für ein neues Familienmitglied in Kauf zu nehmen.
Das Tier selbst total fremdbestimmt und eingeschränkt in seiner Bewegungsfreiheit, der Ausübung seines Jagdtriebs und der Art seiner Ernährung. Vegetarisch? Eine Katze ist dafür gemacht, Mäuse zu jagen und sie im Ganzen wegzuputzen. Nur das ist für sie gesund.
Keine Chance gegen Launen und Dominanzbedürfnis des Halters. Mode und gewünschte Optik fördern „Qualzüchtungen“, die dem Tier und seiner Gesundheit oft lebenslang schaden.
Der Pegel sinkt weiter? Zum Glück hat der gehirnliche Algorithmus über Millionen von Jahren hinweg aus kritischen Situationen gelernt und hält in seinem unbewussten ‚Werkzeugkasten‘ weitere wohlerprobte, wenn auch manchmal skurril anmutende Verhaltensweisen zum Anheben des Pegels bereit.
Wenn ich meine psychische Energie nicht selbst erarbeiten kann, sagt sich der Algorithmus, dann müssen eben Andere herhalten. Statt würdiger Selbstversorger nun der Schritt zum unsozialen ‚Energieräuber‘.
Hier tut sich das Prinzip „Sündenbock“ ganz besonders hervor:
Wilder Westen, ein feiger Mord, die übrigen Colt-Träger zutiefst beunruhigt, deren Pegel an psychischer Energie tief im Keller. Das muss möglichst schnell ausgebügelt werden, meint der Sheriff: Aus den „üblichen Verdächtigen“ gleich einen hilflosen Sündenbock herausgedeutet und bei großem Zulauf öffentlich präsentiert und hingerichtet. Letzteres als schnelle und finale Machtausübung bringt den Umstehenden besonders viel psychische Energie.
Ob das wirklich der Mörder war, spielt bei diesem Prinzip – leider – keine allzu große Rolle, Hauptsache, den Pegel psychischer Energie vieler durch das Opfern eines Einzelnen oder gleich einer ganzen Gruppe schnell wieder angehoben. Je spontaner und unmenschlicher der Umgang mit dem Sündenbock, desto höher der psychische Zufluss für die verunsicherte, aufgeputschte Menge.
Auch ganze Gesellschaften erliegen allzu leicht dem kollektiven Urprogramm ‚Sündenbock‘ und können sich darin hasserfüllt bis zu jedem Fanatismus versteigen. Im Mangel an psychischer Energie braucht es dazu erschreckend wenig. Schnell ist eine Minderheit herausgedeutet und zum Nutzen der Mehrheit an den Pranger gestellt, wenn nicht gar aggressiv angegangen oder sogar ausgelöscht.
Das Urprogramm ‚Sündenbock‘ ist so mächtig wie zeitlos und wird in seiner Wirkung weit unterschätzt.
Im Mittelalter eine Epidemie: Die mentalen Fähigkeiten fehlen, deren Ursachen zu ergründen, geschweige denn diesen wirksam zu begegnen. Also müssen ganz normale, aber doch irgendwie aus dem üblichen Raster fallende Menschen als Sündenböcke und Schuldige herhalten, um den Pegel des ansonsten vollends in Existenzängsten versinkenden Volkes über dem eines Volksaufstandes zu halten: Hexen sind an allem schuld! Den ‚Sündenbock‘ religiös instrumentalisiert..
Vom Prinzip ‚Sündenbock‘ her gesehen, fällt die Gesamtbilanz der psychischen Energie, über ein ganzes Volk hinweg betrachtet, weit positiv aus. Eine in ein akutes, wenn nicht gar grenzwertiges psychisches Defizit geratene Gesellschaft rettet sich, indem sie sich ihrer Randständigen möglichst grausam entledigt?
Früher und selbst heute noch haben Regierungen bei ‚sozialer Instabilität‘, sprich kritisch niedrigem Pegel einer Gesellschaft, ein anderes Land zum Sündenbock erklärt und einen Krieg vom Zaun gebrochen, um angeblich diese ‚Wurzel allen Übels‘ auszurotten, in Wirklichkeit unter schrecklichen Opfern sich selbst zu retten.
Überraschend, wie schnell auch im profanen täglichen Leben der ‚Sündenbock‘ anspringt:
Der Autoschlüssel ist weg, eine Katastrophe. Spontan der Gedanke: Sicherlich hat der Kleine damit gespielt und ihn irgendwo in der Wohnung versteckt. Die Wohnung tagelang auf den Kopf gestellt: Nichts. Durch Zufall in einer Jackentasche wiedergefunden. In der Panik kommt erst der ‚Sündenbock‘, dann – wenn überhaupt – die reifliche Überlegung – oder der Zufall.
Jeder trägt den unbewussten, aber sehr effizienten Programmteil ‚Sündenbock‘ in mehr oder weniger starker Ausprägung in sich und wenn die Auswüchse ungestraft bleiben oder sowieso alle mitmachen, genügt das völlig, um den im psychischen Keller wartenden Alptraum von der Leine zu lassen.
Alptraum, wie bitte? Wie sonst sollte man ganz ohne ‚Sündenbock‘ den Abfluss psychischer Energie so zeitnah und effizient mindern? Was gibt es Besseres, als diesen so schnell wie möglich einem Menschen, einem Tier oder auch seinem Fahrrad aufzulasten? Wie erleichternd, letzterem einen Tritt zu verpassen, wenn schon wieder ein Reifen platt ist, wenn man eben so dringend losfahren wollte.
Ohne das Prinzip ‚Sündenbock‘ wäre das Leben unvergleichlich viel schwerer. Und steckt zudem tief in unserer Natur..
Sind wir unseren unbewussten und oft zwanghaften Antrieben tatsächlich hilflos ausgeliefert? Schließlich sprechen diese doch, wenn der psychische Energiepegel zu weit abfällt, automatisch und heftig an und versuchen, das niedergehende System auch mit noch so unsozialen Mitteln zu retten.
Bei genügend hohem Pegel an psychischer Energie ist es Verstand, Vernunft und sozialer Kontrolle noch möglich, sich dieser ‚bösen Antriebe‘ bewusst zu werden und sie in Grenzen zu halten.
Mit sinkendem Pegel jedoch beginnt die Verstandeskontrolle zu bröckeln, emotionale und unsoziale Seiten kommen an die Oberfläche. Schließlich kann nichts mehr diese mächtigen Urprogramme aufhalten, denn es geht um die psychische Existenz.
Und heute? Krisen überall und miese Zukunftsaussichten? Der Pegel an psychischer Energie einer ganzen Gesellschaft und damit Vernunft und soziale Haltung am Sinken? Emotionale Überempfindlichkeit macht sich breit und immer mehr der unwiderstehliche Drang, sich durch Machtausübung an einem Sündenbock wieder psychische Energie zu verschaffen.
Wie im Mittelalter: Beschuldigen und Zerstören Einzelner, um sich selbst zu retten. Anonymität und Vervielfachung in den Onlinemedien lassen besonders Cyber-Umtriebe beliebig ausarten.
Man dachte doch, den gesellschaftlichen ‚Sündenbock‘ hätten wir hinter uns? Im Mangel an psychischer Energie kommt er zurück.
Die wirkliche Schuld am Missbrauch des Prinzips ‚Sündenbock‘ trägt die Mehrheit einer Gesellschaft, die infolge eigener Verunsicherung und Mutlosigkeit nicht in der Lage ist, ihre menschlichen Prinzipien gegen extreme Randgruppen zu behaupten und dem unsozialen ‚Sündenbock‘ Einhalt zu gebieten.
Eigentlich gehören so wichtige Fragen wie Ethik, Rassismus und dergleichen vor ein wissenschaftlich-demokratisches Forum und nicht in die Hand labiler Sündenbock-Fanatiker.
Und wenn der Pegel psychischer Energie sogar noch weiter sinkt? Selbstwertgefühl, Kraft und Überlebenswille verlorengehen? Ganz einfach: Der Betroffene kapituliert und bietet sich selbst als Sündenbock an. Er gibt sich freimütig die Schuld an allem, selbst wofür er gar nichts kann, macht sich klein und wagt es nicht einmal mehr, Freude an etwas zu haben. Es droht die ‚German Angst‘. Als Firma wäre man längst reif dafür, von einem potenten Konkurrenten vereinnahmt oder gleich liquidiert zu werden.
Bei so viel angehäufter Schuld wäre Freude ja verwerflich: Mentale Selbstbeschädigung, schon wieder Mittelalter mit seinen Flagellanten und seinem religiösen Diktat von Sünde. Wie in aller Welt kann man auf so einen Unsinn kommen? Mentale Rezession ins Mittelalter?
Weil das Prinzip ‚Sündenbock‘ durch die Evolution eben unverrückbar tief einprogrammiert ist und bei einem grenzwertigen Defizit an psychischer Energie vom Algorithmus zwangsläufig in Gang gesetzt wird.
Dagegen hat ein heruntergefahrener ‚gesunder Menschenverstand‘ nicht die geringste Chance…
Es ist noch nicht einmal vorsätzlich böser Wille, sondern die unumgängliche Zwangshandlung hoch Defizitärer.
Da die Gegenwart oft nicht genügend Gründe für Schuldzuweisungen hergibt, gräbt man besser im unerschöpflichen Fundus an Untaten, deren sich die Altvorderen schuldig gemacht haben oder angeblich haben sollen.
Der große Vorteil: Letztere können sich nicht mehr verteidigen.
Da hilft auch kein Argument von wegen geschichtlichem Kontext „das war damals halt so…“, nein, alles muss ans Licht gezerrt, im Interesse einer suspekten ‚Schuldkultur‘ zitiert, am heutigen bequemen grünen Tisch ausgebreitet und ideologisch als Erbsünde verdammt werden. Worte verbieten und jene ächten, die sie ausgesprochen haben.
Geschichte ist doch nicht dazu da, um sie punktuell und endlos ideologisch zu sezieren und heutigen Menschen Schuld aufzuladen, die keinerlei Einfluss auf das Geschehen hatten, sondern aus ihr zu lernen und dafür zu sorgen, dass wir nicht wieder solchen, sich wohl immer wiederholenden Entgleisungen anheimfallen!
Wozu das Ganze? Sündenbock pur! Diese ‚Machtausübung von unten‘ ist eben hoch effizient: Anderen Schuld aufzuladen, ihnen damit psychische Energie zu stehlen, um sich selbst als ‚Gutmensch‘ aufzubauen.
Spaß, Freude und freies Denken fallen Neid und Missgunst von Deprimierten zum Opfer.
Doch wie lästig für letztere, andauernd angebliche ‚Sünden‘ Anderer ausgraben zu müssen, bloß um sie ideologisch aufzubauschen und ihr eigenes kleines Ego damit zu stützen. Viel effizienter wäre doch das zugegeben skurrile Konstrukt einer ‚Dauerschuld‘, die sich gar nicht erst tilgen ließe und von der man auf immer mit Leichtigkeit zehren könnte!
Die Ideologie des Postkolonialismus: Eine Schuld des Westens gegenüber dem globalen Süden, zum Beispiel. Wie bitte? Der heutige Mensch, besonders der weiße, sei ‚von Natur aus‘ rassistisch und schuldbeladen? Sündenbock pur..
Der wahre Grund? Ausreden! So lange die ‚Schuld‘ für eigenes Versagen immer bei Anderen gesucht wird, entwickelt sich rein gar nichts weiter..
Eigentlich sind diese Urprogramme ja zur Unterstützung in kritischen Situationen gedacht. Kann man sich derer auch unter normalen Umständen, sprich, im psychischen Gleichgewicht bedienen? Um sich selbst zu stabilisieren, aber auch andere Menschen damit zu manipulieren, um z.B. eine Machtposition zu erringen? Oder sie sogar zu Taten bewegen, die sie im psychischen Gleichgewicht für undenkbar hielten?
Im Prinzip ja: Alle Urprogramme können bewusst und mit vollem Vorsatz angesprochen und auch missbraucht werden, dies umso effizienter, je niedriger der psychische Pegel der Manipulierten bereits gesunken ist.
„Quengelware“, sprich Süßigkeiten an der Supermarktkasse, genau in Höhe der genervten Kleinkinder postiert: Will haben, nein, Geschrei, Kapitulation, damit Ruhe ist.
Überall ziehen Einzelne oder Interessengruppen Vorteile daraus, Menschen erst zu verunsichern, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen und damit deren Urprogramme zwangsläufig in Gang zu setzen. Selbst eine seriöse Presse vermittelt vorrangig negative Inhalte. Nur Verstand, Vernunft und Sozialempfinden könnten da noch helfen – falls sie noch präsent wären.
Der Mensch ist nicht ‚gut‘ oder ‚böse‘, er ist so, wie es die Situation erfordert. Der Eine wird im Defizit schneller unsozial als der andere.
Fazit: Das akute Defizit an psychischer Energie bedeutet einen Wendepunkt: Bewusstheit, Verstand und soziale Eigenschaften schwächen sich ab, Wahrnehmung, Verhaltensberechnung und Ausführung insgesamt verlieren an Qualität, das Selbstwertgefühl schwindet.
Zwangsläufig treten mächtige und oft sehr schädliche Urprogramme in Aktion, um den Pegel an psychischer Energie, koste es was es wolle, zu stabilisieren.
Bildnachweise:
Model „Romana“ Majorgaine/Shotshop.com
nd3000/Shotshop.com Paar beim Joggen
Erwin Wodicka/Shotshop.com Grüne und rote Spielfiguren