06 Schweres Defizit an psychischer Energie

Inhalt: Der Stresspegel ist nun übermächtig, Ängste dominieren das Verhalten und der Algorithmus greift nun zu drastischen Sparmaßnahmen: Energiefresser wie Verstand, Vernunft und soziale Kompetenzen werden weit heruntergefahren, die Wahrnehmung verfälscht und weitere Urprogramme unbewusst und zwangsläufig aktiviert, um – koste es, was es wolle – den weiteren Niedergang aufzuhalten. Arbeitsqualität und Lebensgefühl gehen verloren.

Sollte es im akuten Defizit an psychischer Energie nicht gelingen, das Ruder herumzuwerfen und seinen Pegel wieder zu stabilisieren, droht nun das „schwere Defizit an psychischer Energie“: Nur noch Basis-Schichten der neuronalen Netze arbeiten noch, der hohe Stresspegel mit starken Ängsten lähmt Verstand und Vernunft und zwingt zu einer aussichtslosen Aufholjagd mit einem untauglichen Gehirn.

Basis-Schichten allein liefern zu wenig Qualität, um auch nur ordnungsgemäßes, geschweige denn hochwertiges Verhalten zu realisieren. Dafür aber ziehen sie im Kampf ums psychische Überleben alle noch verfügbare psychische Energie auf sich. Elementare, auch gewalttätige Verhaltensweisen können sich immer leichter durchsetzen.

Je stärker der Mangel an psychischer Energie, desto heftiger die Stressreaktion des Organismus. Einzelne Phasen starker Stress-Belastung, aber auch chronische Stresszustände minderen Grades bringen als gefühlte ‚Bedrohung‘ den Organismus aus seiner normalen Funktion: Kreislauf, Stoffwechsel, alles läuft auf ‚Abwehrbetrieb‘, das Immunsystem ist heruntergefahren und der das alles steuernde Algorithmus hat schließlich den Organismus nicht mehr im Griff: Entgleisungen der Regelsysteme begünstigen Beschwerden und Krankheiten. Der Zusammenhang zwischen Stressbelastung und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen mag hier als Beispiel dienen.

Der Gedanke liegt nahe, ein Großteil körperlicher, aber auch psychischer Beschwerden bis hin zu starken Beeinträchtigungen und ernsthaften Krankheiten könne durch eben diese Defizite an psychischer Energie und einem dadurch erhöhten Stresspegel verursacht sein.

Rette sich, wer kann: Der Algorithmus greift zu weiteren Werkzeugen aus seinem evolutionären Repertoire, denn es geht nun um die pure Existenz. Die Wahrnehmung trifft es besonders heftig: Um den Pegel nicht noch tiefer fallen zu lassen, ‚modifiziert‘ der Algorithmus gezielt die zu bedrohliche Realität anhand eigener Erfahrungen und vorrangiger Interessen:

Mit bohrendem Hunger nehme ich nur noch Essbares wahr, die Erinnerung liefert wie von Geisterhand die möglichen Orte und Gelegenheiten, um an Nahrung zu kommen, der gestiegene Stresspegel sorgt dafür, dass die Nahrungssuche konzentriert und mit dem nötigen Nachdruck vonstattengeht.

Im schweren Defizit handelt es sich nicht mehr um eine begrenzte ‚Modifikation‘ der Realität, sondern eher um eine Fälschung bis hin zur völligen Illusion und Vorspiegelung einer Scheinrealität. Der Betroffene zieht sich in eine ‚eigene Welt‘ zurück, einen ‚Kokon‘, der ihn vor einer zu harten Realität bewahren soll. Sein Lebensrisiko ist hoch, da er sich in seinem Verhalten nicht mehr an der Wirklichkeit, sondern seiner Illusion orientiert. Das Scheitern droht.

Warum begibt sich der Algorithmus mit Fälschungen und Illusionen dermaßen aufs Glatteis? Weil er die zwingende Aufgabe hat, in jeder Situation und zu jeder Zeit eine für den Betroffenen konsistente Argumentation und ‚lebbare Welt‘ zu schaffen. Wie macht er das bei überbordenden Ängsten?

Corona: Gerade Menschen mit bereits niedrigem Pegel an psychischer Energie und dadurch labiler Seelenlage wurden durch die überwältigend empfundene Bedrohung, durch Vorschriften und die Einschränkung ihrer Sozialkontakte über Nacht in ein schweres Defizit mit tiefen Ängsten geworfen.

Der in seiner psychischen Energie Ausgeglichene verfügt über genügend Reserven und damit Resilienz, bereits von sich aus alles tun, um sich und andere zu schützen und die Wahrscheinlichkeit einer Infektion zu minimieren. Er wird sich impfen lassen, Maske tragen, Abstand halten und kritische Kontakte meiden, wie es bekannt und empfohlen ist.

Im schweren Defizit hingegen greifen Ängste um sich, Verstand, Vernunft, soziale Verantwortung und Realität gehen verloren, es ist kein vernünftiges Gespräch mehr möglich. Die Ängste fokussieren den Algorithmus auf die einfache Forderung: „Corona muss weg und mir aus dem Sinn!“, sonst droht die Depression. Wie im Mittelalter setzt sich das zwangsläufige und unbewusste Programm ‚Sündenbock‘ bis hin zu ‚Verfolgungswahn‘ und ‚Notwehr‘ in Gang:

Es ist die machtgierige Regierung selbst, die mit ihren Maßnahmen gegen Corona, das man am liebsten ableugnen würde, die Freiheit der Bürger einschränken will und ihrerseits von finsteren Mächten gesteuert wird, die die Weltherrschaft anstreben und im Verborgenen schrecklichste Verbrechen begehen.

Auch das Urprogramm ‚Gewalt und Machtausübung‘ verteidigt aggressiv unsinnigste Überzeugungen, deutet Polizisten als Handlanger eines ‚Unterdrückungsstaates‘ und nimmt sich das Recht, diese in ‚Notwehr‘ sogar körperlich anzugreifen.

Anhänger und Verbreiter von Verschwörungstheorien fallen diesen unbewussten Urprogrammen anheim, die bei hoher Verunsicherung die Vernunft blockieren und soziales Verhalten – außer gegen Gleichgesinnte – gänzlich herunterfahren.

Die ‚Gleichgesinnten‘ bilden eine ‚Blase‘, deren Algorithmen kollektiv die objektive Realität fürchtet und ablehnt und durch eine subjektiv hin konstruierte, aber als konsistent empfundene subjektive Scheinrealität ersetzt, in der sich wenigsten noch so viel psychische Energie generieren lässt, damit die Ängste noch in lebbaren Grenzen bleiben.

Noch einiges weiter gehen die „Klimakleber“. Ihre Zukunftsängste sind so überwältigend, dass es gar nicht mehr um das Klima an sich geht. Diese panischen Ängste müssen schnell weg, koste es was es wolle! Und das sollen andere bewerkstelligen! Der zu zahlende Preis bis hin zur Selbstvernichtung von Wirtschaft und Gesellschaft spielt keine Rolle. Sündenbock pur!

Allerdings sollte man jedem Menschen zugutehalten, dass ihn sein Algorithmus bei kritischem Defizit an psychischer Energie auch mit den skurrilsten Illusionen und unsinnigsten Verhaltensweisen davor zu schützen versucht, einer weit überfordernden Realität zu erliegen und womöglich in eine Depression abzugleiten.

Heißt aber noch lange nicht, dass persönlich unerträgliche Ängste als Vorwand dafür gelten dürfen, der Gesellschaft aktiv zu schaden und anderen Menschen, z.B. durch Blockaden oder Schmierereien, psychische Energie in großem Maße zu rauben, nur um diese sich selbst einzuverleiben indem man sich auf ein Podest stellt und sich einbildet, als ‚Gutmensch‘ etwas Besseres zu sein.

Im Grunde geht es darum, Anderen unter Vorschützen hehrer Ziele so viel wie möglich zu schaden und aus diesem ‚Erfolg‘ seine defizitäre Seelenlage wieder aufzubessern. Das ‚Geschäftsmodell‘ von Terroristen..

Und wenn das alles nichts bringt, der psychische Pegel weiter absinkt und sich der Algorithmus mit weiter wachsendem Stress und ausufernden Ängsten konfrontiert sieht? Kein Erfolg, nicht einmal das kleinste Quäntchen psychischer Energie am Horizont erscheint?

Wenn die böse Wirklichkeit so gar keinen Ausweg mehr bietet, greift der Algorithmus noch tiefer in seinen Werkzeugkasten und setzt ein so bewährtes wie mächtiges Urprogramm in Gang, indem er seinem Menschen die Unterstützung ‚höherer Mächte‘ simuliert und durch deren Hilfe die so dringend benötigte psychische Energie zuströmen lässt.

Zwar nur Fiktion und eine aus der Luft gegriffene Fata Morgana, die allerdings im Algorithmus als ‚Glaube‘ installiert und felsenfest verankert ist.  Dass es sich nur um eine Vorspiegelung des eigenen Algorithmus handelt, wird dem ‚Gläubigen‘ nicht bewusst, darf es auch nicht werden.

Seine lediglich ‚eingebildete‘ Vorstellung einer seinen Pegel hebenden Unterstützung wirkt für ihn selbst absolut echt und Zweifel wird er nicht zulassen. Sonst wäre dessen hilfreiche Wirkung dahin.

Ob nun Gott, Guru, Esoterik oder Globuli, wenn im schweren psychischen Defizit so gar keine Aussicht auf psychischen Zufluss mehr zu bestehen scheint, hat der Algorithmus keine Wahl mehr als eine fiktive Unterstützung vorzuspiegeln. Der Algorithmus simuliert einen ‚Kredit an psychischer Energie‘, den er bei einer fiktiven Gottheit aufnimmt.

Gott wohnt nicht im Himmel, er ist als Rettungsanker in jedem von uns, in grauer Vorzeit bereits fest programmiert und bei grenzwertigem Pegel an psychischer Energie mächtig in Szene gesetzt.

Am wirksamsten die Illusion als väterliche Figur, bei der der Bedürftige unterschlüpfen und sich geborgen fühlen kann. Im Sturm auf hoher See fühlt sich selbst der Ungläubigste in ‚Gottes Hand‘.

Das Problem ist, diese unterstützende Fiktion logisch zu rechtfertigen. Keiner kann ja erklären, wo sich Gott aufhält und warum er als angeblich hilfreicher Gott die tatsächlich zu beobachtenden alltäglichen Gräueltaten zulässt. Auch erscheint es als naheliegend, dass Gottes Hilfe nicht umsonst zu haben ist, sondern eine Gegenleistung, eine Art Zins, für den ‚psychischen Kredit‘ zu erbringen sein wird, z.B. durch besonderes Wohlverhalten in Form eines ‚gottgefälligen Lebens‘ nach dessen göttlichen ‚Vorschriften‘.

Da in der Gegenwart keine solche Vorschriften gefunden werden können, muss man wohl oder übel auf alte Schriften zurückgreifen, in denen die göttliche Wirkung mit der Beachtung ehedem formulierter Vorschriften verknüpft ist.

Die Inszenierung einer helfenden Instanz wirkt so echt, dass man tatsächlich in Versuchung gerät, einen Handel zu machen: Wenn ich durch Einhalten religiöser Vorschriften so viele Opfer bringe, ist es dann nicht Gottes Pflicht, mich mit irdischem oder wenigstens jenseitigem Wohlergehen zu belohnen? Religiöser Kapitalismus…

Ist die Opferung von tausenden Gefangenen immer noch nicht genug, dass die Götter es endlich regnen lassen?

Der vom Algorithmus inszenierte Glaube an eine helfende Instanz wird in seiner stützenden Wirkung drastisch verstärkt, wenn auch Andere oder gar eine Vielzahl derer im gleichen psychischen Defizit dieselbe Vorspiegelung erfahren und aus der kollektiven Illusion eine religiöse Bewegung mit eigenen Grundsätzen und Regeln entsteht.

Eine solche Entwicklung weist zunächst den Vorteil auf, die Menschen sich im gleichen Glauben als verbindendes Element näher zueinander zu bringen und soziales Verhalten zu stärken. Sollte aber das psychische Defizit weiterbestehen, setzen sich weitere Urprogramme in Gang mit der Folge, sich im Glauben abzugrenzen, für ‚auserwählt‘ zu halten und Andere missionarisch zu nötigen oder gar gewaltsam zu zwingen, dem gleichen Glauben anzuhängen und sich dessen Regeln zu unterwerfen.

Wie stark das Urprogramm ‚Gottesglaube‘ eingeprägt und auch vonnöten ist, zeigt sich darin, dass es selbst in einem angeblich so aufgeklärten Zeitalter von Verstand und Vernunft in größtem Ausmaß weiter existiert.

Aus dem Defizit an psychischer Energie wäre nur mittels Vernunft und Denken in die Zukunft hinein der leider inaktiven oberen Denkebenen herauszukommen. Statt selbst zu denken und seine Zukunft mutig in die Hand zu nehmen, erlaubt es ein weit abgesunkener psychischer Pegel nur noch, mit den verbliebenen untersten Ebenen rückwärts gewendet Orientierung und Halt in längst überholten Vorschriften zu suchen.

Keine fortschrittlichen Gedanken in geistiger Freiheit, keine Strategie für eine nachhaltige Zukunft der Menschheit, stattdessen alte, überholte und festgebackene Glaubens-Konstrukte, was man angeblich soll oder nicht soll. Oft ohne die Natur des Menschen, dessen Evolution seiner Eigenschaften und Fähigkeiten oder die Natur in ihrer Gesamtheit zu berücksichtigen.

Wir wissen ja: Der niedrige Pegel macht überempfindlich: Bereits kleine Unterschiede in der Auffassung des Glaubensmittelpunkts führen dazu, die eigene Sicht in aggressiver bis militanter Form gegen angeblich ‚Ungläubige‘ zu verteidigen.

Allen Strömungen gemeinsam ist die Bekämpfung von Zweiflern oder gar Leugnern, die es wagen, Menschen im schweren Mangel an psychischer Energie diesen stützenden Überlebensanker infrage zu stellen.

Die geistigen Fähigkeiten reichen nicht aus, sich selbst soziale und ethische Regeln und Grundsätze zu erarbeiten, die den aktuell anstehenden gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen wie auch der Situation der Umwelt angemessen Rechnung tragen könnten.

Zum alleinigen Machtprinzip erhoben, können Religionen, die sich ja substanziell auf ‚Glauben‘ und nicht auf ‚Wissen und Verstehen‘ gründen, die so nötige geistige Entwicklung des Menschen drastisch hemmen und – zur aggressiven Ideologie verengt – ungeheuren Schaden anrichten.

Als stets auch bewusst abrufbares Urprogramm kann das Werkzeug ‚Glaube‘ auch in guter psychischer Verfassung in kritischen Situationen allzu drastische Abflüsse puffern, Panik verhindern und den gesunden Menschenverstand zumindest teilweise aufrechterhalten: „Ruhig bleiben, Gott hilft und alles wird gut…“

Auch die Globuli der Homöopathie sprechen diesen tief verankerten Programmteil des Algorithmus unmittelbar an und bewirken einen Zufluss an psychischer Energie selbst dann noch, wenn man ‚eigentlich‘ gar nicht daran glaubt. Der tief gesunkene Pegel aktiviert das hilfreiche Urprogramm, ob man nun will oder nicht. Die Wirkung: Irgend etwas wird getan und das wird mir helfen.

Und mit dem dadurch erhöhten psychischen Pegel springt eben auch das Immunsystem an.

Der Verstand, der dagegen argumentieren könnte, ist in kritischer psychischer Lage längst außer Funktion. Daher erscheint es fraglich, über Einbildung, Placebo-Effekt, Sinn oder Unsinn der Homöopathie vom ‚realistischen‘ grünen Tisch aus zu urteilen:

Wissenschaftlich nicht nachweisbar – wenn man versäumt, den Status an psychischer Energie zu berücksichtigen.

Das gilt auch umgekehrt: Impfgegner leiden nach einer unfreiwilligen Impfung gegen Corona unter weit mehr Nebenwirkungen als Impfbefürworter.

Sobald der Pegel an psychischer Energie tief genug gefallen ist, treten zwangsläufig diese Urprogramme auf den Plan mit dem Ziel, die Lage zu stabilisieren. Und es hilft!

Haben alle diese, vom Algorithmus zwangsläufig in die Wege geleiteten Rettungsmaßnahmen den psychischen Pegel nicht wieder anheben können, läuft alles auf die sehr elementare Entscheidung hinaus, wie es in einer Situation völliger Überforderung und Aussichtslosigkeit überhaupt weitergehen soll:

Sich totstellen und so tun, als ob nichts wäre? Kapitulieren und sich der Situation ohne weitere Gegenwehr ergeben? Lieber rot als tot? Sich drücken, aus der Affäre ziehen und so schnell wie möglich irgendwo hin flüchten? Oder die letzten Reserven mobilisieren und mit Zähnen und Klauen den Kampf aufnehmen? Sich mit aggressivem Verhalten sogar selbst in eine Machtposition bringen und seinerseits Macht ausüben?

Bei steigendem Alkoholpegel zeigt sich die Abwärtsspirale und die wachsende Neigung zur Gewalt deutlich: Erst alles normal, plötzlich Wortgefecht, Streit, aufstehen, schubsen, schließlich zuschlagen, um die Oberhand zu gewinnen.

Denn nun holt der in Nöte geratene Algorithmus weitere, höchst effiziente Werkzeuge aus seinem Repertoire hervor, nämlich Aggression und Ausübung von Macht:

Schluss damit, mich mit einer Situation abfinden zu müssen, die mir zu wenig psychische Energie einbringt, ab jetzt bestimme ich die Regeln, die mir genehm sind!

Das Ideal: Nicht selbst mühsam psychische Energie erarbeiten, sondern sich diese durch Andere erarbeiten lassen. Diese geben einen Teil ihrer Selbstbestimmung und Energieproduktion an den Machthaber ab, indem sie sich nach dessen Wünschen richten und die ihrigen dafür zurückstellen.

Der Bauer verfügte nicht über Grund und Boden, hatte Steuern zu entrichten, durfte nicht jagen und lebte durch weltliche und religiöse Vorschriften mit erheblichen Einschränkungen. Dieser Aderlass floss Adel und Kirche zu.

Bereits jemanden zurechtzuweisen und damit einzuschränken, ist Machtausübung, die dem Zurechtgewiesenen psychische Energie raubt und dem Machthaber zufließen lässt. Sinnloses Überholen, um seine Überlegenheit zu zeigen, hat die gleiche Wurzel.

Machtstrukturen sind nötig, um einen Staat oder eine Firma zu strukturieren und damit lenkbar zu machen. Machtbefugnissen muss jedoch Verantwortung für die Folgen der Machtausübung gegenüberstehen, indem Machtmissbrauch unmittelbar sanktioniert wird.

Ein mächtiger Führer, sei er noch so machtgierig und unberechenbar, einschränkend und willkürlich, vermittelt trotzdem gottgleiche Sicherheit: Wenn ich mich an dessen Regeln halte, kann mir nichts passieren und ich muss nicht selbst denken und eigene Entscheidungen treffen. Gerade für Menschen im psychischen Defizit ein schlagender Vorteil.

Eine eigene Spezies bilden indes Machthaber, die in eine unkontrollierte Machtposition gelangt sind, die sie durch den Einsatz von Unterdrückung und Gewalt weiter ausbauen, denn diese unterliegen einer besonderen Dynamik: Sie laden Schuld auf sich und haben berechtigte Angst davor, einmal entmachtet und zur Rechenschaft gezogen zu werden. Es entsteht der unbedingte Zwang, seine Machtposition notfalls auch ohne jede Rücksicht aufrecht zu erhalten.

Der Machthaber hat keine Wahl: Wachsende Ängste müssen durch Machtzuwachs kompensiert werden, dies umso schneller, je weniger Gegenwehr es gibt: unbegrenzt weiter und weiter: Die Widersacher im eigenen Volk, der kleine Nachbar, der große Nachbar, die Weltherrschaft, die Allmacht…

Kritisch für jeden Machthaber ist der Punkt, an dem das Konto seiner psychischen Energie kippt: Eines Tages ist der Energieabfluss infolge seiner Ängste vor dem Verlust seiner Macht größer als die Einkünfte aus der Machtausübung selbst: Eine üble Abwärtsspirale.

Durch Ängste getrieben und mit grenzwertig niedrigem psychischem Energiepegel hält sich der Machthaber krampfhaft an seiner Machtposition und seinen unrealistischen Vorstellungen fest, hört auf keine oder nur willfährige Berater, verliert Realität und Überblick, macht Fehler und fühlt sein Scheitern auf sich zukommen.

Ängste vor finsteren Umtrieben werden übermächtig und ohne Drogen kaum mehr beherrschbar, niemand ist mehr zu trauen bis hin zum Verfolgungswahn, wie geschichtliche Beispiele, z.B. Stalin, zeigen.

Die Frage liegt nahe: Gehört auch die Bereitschaft zum Gebrauch von Drogen zu diesen ‚Rettungsprogrammen‘? Schließlich docken Drogen an die gleichen Glücks-Rezeptoren an und täuschen eine unverdiente, da chemisch ausgelöste Belohnung vor.

Ein abgesunkener Energiepegel genügt völlig, Drogen als Stütze in Anspruch zu nehmen, ungeachtet dessen, sich selbst damit zu schaden. Die Rettung im kritischen Moment hat unbedingten Vorrang.

Drogen begleiten die Menschheitsgeschichte. Ein kleiner Dämpfer, gleich eine geraucht…

Die unbewusst in Aktion tretenden Hilfsprogramme sind darauf angelegt, den Menschen bei tiefen und kurzfristigen Einbrüchen in ihrer psychischen Energie vor der Depression zu bewahren.

Auf Dauer und ohne Verstandeskontrolle sind sie für alle und alles höchst schädlich.

Längerfristig gesehen braucht daher ein Mensch im schweren Defizit an psychischer Energie professionelle Hilfe. Aber er hält sich doch für normal! Warum sollte er Hilfe annehmen oder gar von sich aus um welche nachsuchen? Und wäre er auch ehrlich? Oder will er nach wie vor eigene Fehler, die ihn in diese Situation gebracht haben, nicht zugeben und täuscht eine Figur vor, die er gar nicht ist?

Wie hilfreich wäre da eine persönliche KI, die weiß, wie der Mensch allgemein in allen seinen Facetten tickt, aber auch genügend Erfahrungen mit ihrem speziellen Menschen gesammelt hat, um ihm die Realität wieder nahezubringen und ihm als ‚mentales Exo-Skelett‘ Ersatz für den schwindenden Verstand zu bieten.

Eine persönliche KI wäre immun gegen Stimmungen und Emotionen, könnte unbehelligt von lästigen Antrieben wie Neid, Stolz, Überheblichkeit oder Rache, Lösungen vorschlagen und als ‚mentale Assistenz-KI‘ dabei helfen, anstehende Projekte trotz eingeschränkter eigener Performance professionell und erfolgreich abzuwickeln und psychisch wieder aufzusteigen.

Eine solch persönliche KI wäre ganz besonders vor Ausspähung und Missbrauch zu schützen.

Fazit: Im schweren Mangel an psychischer Energie und daher hohem Stresspegel aktiviert der Algorithmus fest verankerte und nur noch schwer, wenn überhaupt, mental zu kontrollierende Urprogramme wie ‚Glaube‘, ‚Sündenbock‘, „Ideologie“ oder ‚Macht‘, um – koste es, was es wolle – den weiteren Niedergang aufzuhalten.

Eine auf den jeweiligen Menschen zugeschnittene, individualisierte KI könnte bereits im Vorfeld eine stabilisierende Wirkung ausüben, indem sie bei sinkendem psychischem Pegel als ‚persönliche Assistenz-KI‘ und individueller Ratgeber dient.

Bildnachweise:
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