14 Der ‚Sägezahn‘

Inhalt: Ist menschliches Leben ohne andauernde ‚Steigerung‘ denkbar? Oder ‚Wachstum‘ ein Naturgesetz? Ist in der Sättigung ein Crash unabwendbar, um erneuten Anstieg effizient zu ermöglichen?

Mein kleiner Roboter ‚Roby‘ wird durch einen programmierten Algorithmus, einen sich wiederholenden Rechenvorgang gesteuert. Wenn er vorwärts marschiert, scannt er unablässig seine Umgebung ab und entscheidet bei jedem Durchlauf seines Algorithmus aufs Neue, wohin er seine Schritte lenkt.

Das Gehirn eines Menschen arbeitet nicht viel anders, eben mit einem ‚biologischen Algorithmus‘. Diesen Algorithmus hat kein Programmierer entworfen, er hat sich über Jahrmillionen mit der Zielsetzung ‚Existenz in alle Ewigkeit‘ selbst entwickelt. Und das erfolgreich, trotz aller Unzulänglichkeiten. Denn aus technischer Sicht eine Katastrophe: Keine objektive Wahrnehmung, keine realistische Verarbeitung und schon gar keine wirksame Regelung, die Seelenlage im Gleichgewicht zu halten.

Ein Thermostat schaltet die Heizung ein, sobald die Zimmertemperatur unter den ‚Wohlfühlwert‘ fällt. Schnell alles wieder mollig warm.

Stattdessen führt der Algorithmus den Menschen ab dem ‚akuten Defizit an psychischer Energie‘ in eine Abwärtsspirale: Je niedriger der Pegel an psychischer Energie, desto geringer Leistungsfähigkeit und Lebensgefühl: Es geht noch schneller abwärts.

Ergebnis: Der Pegel an psychischer Energie instabil mit großen Schwankungen und Tiefpunkten.

Verstand und Lebensgefühl begrenzt durch ein energiefressendes Gehirn, das nur im kleinen Bereich von ‚Ausgeglichenheit‘ und ‚leichtem Defizit an psychischer Energie‘ überhaupt zu rationalem Denken und normalem Fühlen taugt.

‚Normal‘ ist daher ein mehr oder weniger großes Defizit an psychischer Energie, Ausgeglichenheit oder gar Euphorie die Ausnahme. Fällt der Pegel noch weiter, springen unbewusste Urprogramme wie ‚Sündenbock‘, ‚Glaube‘ oder ‚Macht und Gewalt‘ an und übernehmen die Regie.

Verstand, Vernunft und soziales Empfinden schwinden im tiefen psychischen Mangel und hinterlassen etwas Geistloses: Uneinsichtig, rücksichtslos, gewaltsam, Verschwörungstheorien, Verfolgungswahn. Die unselige Gemengelage auch noch suchtartig verhärtet.

Sucht? Alkohol, Rauchen, weiß wie viel Süchte von Magersucht, Spielsucht bis Medikamenten- und Drogensucht.

Abhängig von Technik: Handy, Handy über alles, selbst noch beim Kinderwagen schieben. Auch ein Navi ist höchst nützlich, aber im Oberstübchen geht der Orientierungssinn verloren. Bequeme Technik, ausgedünntes Gehirn.

Der biologische Algorithmus des Menschen: Aus Sicht heutiger Anforderungen eine bedauerliche Fehlprogrammierung.

Kein Programmierer, der noch alle Tassen im Schrank hat, würde für einen heutigen Menschen je einen solchen Algorithmus entwerfen. Zum verrückt werden: Kein Konzept, keine Strategie, die menschliche Natur ein zufälliges, labiles, aber extrem kreatives Stückwerk. An einem der Flicken gezogen, muss sich der ganze Rest zurechtrücken.

Aber: Seit Jahrmillionen bewährt und Meister der Fortpflanzung, ok?

Wir haben nichts Anderes. Die kleinen Unvollkommenheiten wird man doch locker in Kauf nehmen? Im täglichen Leben schnell überfordert: Zu viel der Waren in den Regalen, zu komplex bereits das Auto. Nach Gehör die Zündung einstellen? Ewig her. ‚Smarter‘ Kühlschrank und Geschirrspüler am WLAN, sie ‚denken‘. Was sie denken und wie sie gesteuert werden, keine Ahnung. Wird schon richtig sein.

Gute Ausbildung und Fähigkeiten kein Garant für Lebenserfolg. Der Status an psychischer Energie diktiert allzu oft die Leistungsfähigkeit. Im Mangel nur noch Notbetrieb. Im starken Mangel: Burn-Out.

Normalität nur statistisch: Jeder Mensch ein Unikat mit extremer Streuung in angelegten Eigenschaften und Fähigkeiten, ein Würfelspiel auch die Sozialisation. In manchen Familien, Staaten und Religionen sind Praktiken am Werk, da könnte man heulen!

Im täglichen Leben durch Bedürfnisse und Anforderungen getrieben und als schwerste Bürde auch noch Sklave seiner Stimmungen, ob man eben gut drauf ist oder nicht. Und mit Verstand professionell arbeiten kann oder nur noch auf Autopilot aus dem Bauch heraus.

Als wäre das nicht genug, obendrauf noch der Zwang der neuronalen Netze zu Steigerung und Wachstum. Wie bitte? Kann man mit dem bisher Erreichten nicht einmal zufrieden sein? Kann man nicht. Steigerung muss sein! Ist nämlich als Motor des Fortschritts von der Natur unwiderruflich fest in Form der Arbeitsweise der neuronalen Netze installiert. Diese sind eben keine fest verschalteten Chips wie die von Roboter Roby. Sie leben, passen sich an, wollen mehr…

Das erste Bier schmeckt am besten, die folgenden, na ja…

Es braucht Pausen zwischen den Genüssen, denn das Netz muss sich erst wieder regenerieren um wieder die volle Sensibilität zu erreichen. Ein zu lange ruhendes neuronales Netz wiederum verliert gleichermaßen an Empfindlichkeit und hat viele seiner Verbindungen zu anderen Netzen wegen Untätigkeit geschwächt oder abgebaut.

Lange keine Grippewelle mehr gehabt und plötzlich Corona: Diese Bedrohung lässt den psychischen Pegel schnell und stark absinken. Die nur noch in Basisqualität arbeitenden und nun völlig überforderten neuronalen Netze werden starke Ängste auslösen. Was sinnvollerweise getan werden müsste, wie Impfen, Maske tragen oder Abstand halten, alles nicht mehr präsent: Verstand aus!

Vernunft und Übersicht gehen verloren, die Urprogramme ‚Sündenbock‘ und ‚Aggression‘ springen an und nun ist es nicht mehr Corona, sondern eine missgünstige Regierung, die die Freiheit ihrer Bürger aus eigennützigen Gründen einschränken will. Dagegen muss man sich ja aggressiv wehren!

Und auch noch die Gewöhnung: Wo psychische Energie reichlich fließt, bauen sich neuronale Netze aus: Schaltelemente (z.B. Synapsen) und Verknüpfungen werden ertüchtigt mit der Folge, dass ehedem große Erfolge nach dem Ausbau als normal gelten und eine weitere herausragende Erfolgsempfindung nur durch einen noch größeren Erfolg zustande kommen kann.

Dass der Mensch stets nach Steigerung und Abwechslung strebt, ist Folge der Eigenschaften seiner neuronalen Netze.
Die Evolution selbst konnte sich nur durch diesen intrinsischen Drang nach Steigerung entwickeln.

Denn wenn sich nichts mehr steigert oder abwechselt, führt das in ein Defizit an psychischer Energie und macht Probleme. Dem Einzelnen, der dann ‚mehr Freiheit‘ fordert, mehr ‚Raum‘, um mehr psychische Energie zu erwirtschaften, auch auf Kosten seiner Mitbürger, und der Gesellschaft, weil endlose Steigerung sich aus Gründen begrenzter Ressourcen auch global verbietet.

Bereits eine politische Verlagerung aus der gesellschaftlichen Mitte an den linken und/oder rechten Rand ist eines der Alarmzeichen dafür, dass der Pegel an psychischer Energie der Gesellschaft als Ganze sinkt.

Es bedeutet nämlich, dass eine wachsende Zahl von Menschen im bestehenden System ihren psychischen Haushalt nicht mehr ausgeglichen halten kann, in einer Art Dauerdefizit leben muss und meint, gezwungen zu sein, die bisher gesetzten gesellschaftlichen Grenzen infrage zu stellen oder bei fortschreitender Radikalisierung diese sogar militant zu bekämpfen.

Da werden Polizisten angespuckt und mit Steinen beworfen, weil sie Wächter der Grenzen sind, die die Gesellschaft nun einmal so festgelegt hat und die man plötzlich zwangsläufig überschreiten muss, weil der eigene Algorithmus es im grenzwertigen Defizit an psychischer Energie einfach erzwingt.

Das ist nichts weiter als die nahe liegende Forderung eines in die Ecke gedrängten Algorithmus nach mehr Freiheit, um sich mehr psychische Energie zu verschaffen. Aber mehr Freiheit für die einen auf Kosten der anderen? Notfalls auch mit Gewalt? Und wenn das jeder macht? Dann haben wir halt bürgerkriegsähnliche Zustände, aber das hat sicher noch Zeit, darüber denken wir dann nach, wenn es so weit ist…

Das sind derzeit vielleicht nur Einzelfälle, mag sein, aber selbst für den standfestesten Ideologen müssten es kaum zu verleugnende Hinweise auf einen immer labiler werdenden Zustand der Gesellschaft geben. Natürlich könnte man eine passende Statistik erstellen mit dem Ergebnis, dass es im Grunde nur wenige sind, die sich solcher Übergriffe schuldig machen, aber das wissen wir ja längst.

Viel effektiver und aufschlussreicher scheint da die Eisberg-Methode zu sein: die Summe dieser Einzelfälle als den kleinen sichtbaren Teil eines ungleich größeren Problems zu sehen, das dem Auge verborgen unter der Oberfläche liegt. – Wer sind denn diese Ausreißer und warum tun die das?

Es sind die, die mit ihrem psychischen Pegel besonders schnell abgesunken sind, so tief und so schnell, dass die dem Menschen eigentlich innewohnenden sozialen Hemmungen nicht mehr ausreichen, um die im Energiemangel immer stärker hervordrängenden Aggressionen in Schach zu halten. Bei erster Gelegenheit mit dem Gefühl risikoloser Überlegenheit bricht sich Gewalt Bahn, um sich durch Machtausübung die so lange entbehrte psychische Energie von Anderen zu erzwingen.

Weitere Beispiele sind wachsende Aggressionen im Straßenverkehr und im Sport. Ein gut sichtbares Indiz für Energiemangel ist auch das Auseinanderdriften im Bereich soziale Haltung: auf der einen Seite ehrenamtliches Engagement, auf der anderen Blockaden und Angriffe auf Polizisten. Die einen holen sich ihre fehlende psychische Energie aus der gesellschaftlichen Anerkennung, die anderen durch Egoismus, Zwang und Machtausübung.

Immer weniger strategisches ‚zu Ende denken‘, immer mehr egoistische Urprogramme am Werk, immer mehr singulärer und kurzsichtiger Individualismus ohne den Blick aufs Ganze: Wohin soll das führen? Einer Demokratie jedenfalls ist solches nicht zuträglich.

Genügend stabil zeigen sich anscheinend nur konsequent unterdrückende Systeme: Eine dünne ‚Oberschicht‘ bedient sich aller Ressourcen, herrscht mit eiserner Hand über eine dicke ‚Unterschicht‘ und gibt dieser möglichst enge Regeln vor, damit kein Spielraum zu eigenem Denken und Agieren bleibt: Primitiv und mit kleiner oder keiner Steigerung, aber stabil..

Ohne aktive Gegenbewegung ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass alle Gesellschaften früher oder später in weltliche oder religiöse Zwangsherrschaften münden.

Aber warum dieser Niedergang, wenn es den Menschen doch so gut geht wie noch nie? Wir hatten hier Frieden, keiner musste hungern, zumindest vor Corona und den Kriegen in Ukraine und Nahost brummte die Wirtschaft, jeder konnte reisen, wohin er wollte, konnte sich fast alles leisten..

Offensichtlich herrscht eben das Gesetz des „Sägezahns“:

Pionierzeit: Nach dem Zweiten Weltkrieg alles in Trümmern: Gebäude und Industrien zerstört und menschliches Leben und Existenzen in großer Zahl vernichtet: Reset auf null. Hunger und Frieren.

Und die Überlebenden? Nicht lange gefackelt und ihr Schicksal beklagt, sondern hingelangt: ‚Trümmerfrauen‘ den Schutt weggeräumt. Überall in den Hinterhöfen wurde getüftelt. Der Vater meines Schulfreundes hat von Hand Bakelit-Hülsen für elektrische Stecker gepresst, Tag für Tag, Feierabend kannte er nicht. Später wurde daraus eine kleine Firma, inzwischen ist es eine große.

Die Pionierphase am Anstieg des Sägezahns mit vollem Einsatz und großer Effizienz: Sichtbare und spürbare Erfolge und Aussicht auf weitere Steigerung lässt psychische Energie geradezu herabregnen.

Die Ansprüche niedrig: Kein Krieg, kein Hunger, es warm haben und arbeiten können. Jeder noch so kleine Fortschritt hochgeschätzt. Das harte Rücksetzen brachte auch die geistige Haltung in Bewegung: Gewohnte, nicht mehr zeitgemäße Lebensmuster wurden infrage gestellt, das Verhältnis der Geschlechter neu definiert. Spätestens mit den „68-ern“ eine Neuorientierung menschlicher Grundhaltungen, z. B. weg vom Obrigkeitsdenken hin zu mehr Individualismus. Nicht nur schaffen, auch leben…

Doch eines Tages immer mühsamer den Sägezahn hinauf, für ein bisschen mehr Status viel mehr der Strampelei. Das Paredo-Prinzip lässt grüßen: Mit 20 % des Aufwands 80 % des „Aufstiegs“.

Die restlichen Prozente schweißtreibend im Hamsterrad.

Sättigung verträgt der menschliche Algorithmus nicht: Steigerung? Haus und Hof noch repräsentativer, Essen und Trinken noch exquisiter, der SUV noch komfortabler, Urlaube und Kreuzfahrten noch häufiger und ausgedehnter? Was denn noch?

Am Hochpunkt des Sägezahns alle Energie ins Gefecht geworfen, um das System überhaupt am Laufen zu halten, aus dem immer weniger psychische Energie zurückfließt. Psychische Nöte und Ängste im Wachsen. Die ‚Abwärts-Spirale‘ setzt sich in Gang.

Der Pegel sinkt weiter, alle jahrelang verdrängten Probleme ‚plötzlich‘ zu einem Berg aufgehäuft: Pandemie, Klimawandel, Energiemangel, Wassermangel, Flüchtlingsströme, Inflation: Nahrungsmittel, Energie und Wohnen noch bezahlbar? Mentale Überforderung, auflaufende Probleme wurden viel zu lange beiseitegeschoben und nichts zu Ende gedacht.

Mangel an psychischer Energie macht den Algorithmus überempfindlich: Kleinste Einschränkungen eine Zumutung: Was? Ich soll Maske tragen und kürzer duschen? Die Geschichte lehrt, dass bislang immer ein zerstörerisches Großereignis kommen musste, um die Sättigung einer Gesellschaft zurückzusetzen als Voraussetzung für einen erneuten Anstieg: Naturkatastrophen, Revolutionen, Kriege, was auch immer.

Warum gelingt es nicht, friedliche und nachhaltige Lösungen zu erarbeiten? Warum bewegt sich ohne Krisen nichts?

Weil in der Sättigung und ohne Aussicht auf weitere Steigerung Mangel an psychischer Energie und damit geistige Armut, Trägheit, Mangel an Leistungsbereitschaft und Wehrhaftigkeit herrscht. Das Leistungsniveau sinkt unablässig und nichts mehr läuft professionell: Keiner hat mehr den Überblick, die ‚Wehrmacht‘ ohne Munition, die Schulen ohne Ziel und Geld, die Bahnen unzuverlässig, das gute alte FAX lebt immer noch…

Das Leistungsprinzip wird zugunsten ’sich wohl fühlen‘ außer Kraft gesetzt, Die ‚Work-Life‘ – Balance neigt sich immer mehr dem Privatleben zu, das Einkommen an psychischer Energie aus Leistung am Arbeitsplatz verliert zunehmend an Bedeutung und wird nicht mehr als wichtige Quelle selbst erarbeiteter Erfolge, sondern als Belastung empfunden. Schwindende Fähigkeiten führen ja auch schneller in die Überforderung.

Das schlägt sich auch auf die familiären Strukturen nieder: Beide wollen oder müssen arbeiten, wohin mit dem Kleinkind? Der Dauerstress nimmt Übersicht und eine klare eigene Linie in der Erziehung: Im psychischen Defizit Verlust der natürlichen ‚Gefühlssicherheit‘ und Abgrenzung zum Kind: Die Eltern nur noch hyperaktive Sklaven ihrer Kinder mit dem Effekt, statt gegenseitiger Rücksichtnahme von Anfang an deren Egoismus zu fördern und sich selbst im selbstgemachten Dauerstress zu verlieren.

Im fortschreitenden psychischen Mangel auch noch das feine und unendlich viel psychische Energie bringende Gespinst zwischen Mann und Frau durch aggressive Egoismen, dumme Ideologien und öffentliche Über-Repräsentation von Randgruppen zerreißen und aus Liebenden und lebenslang eng Verbündeten Feinde machen in einem Krieg, der nur beide Seiten als Verlierer dastehen lässt.

Krisen schlagen zu: Durch Epidemien, Wetterextreme oder Kriege. Verstand? Ängste schalten den Verstand aus. Ein ‚mentaler Deckel‘ lässt umfassende und strategische Denkvorgänge nicht mehr zu. Mentaler Deckel? Wie ein Topfdeckel eben, diesmal auf dem Algorithmus des Gehirns:

Pegel an psychischer Energie hoch, der Deckel hängt hoch, Verstand, Vernunft und Einsicht dominieren die Urprogramme.

Bei niedrigem Pegel der Deckel tief, Ängste dominieren, Verstand und Vernunft verlieren die Kontrolle, zwangsläufig setzen sich Urprogramme in Gang:

‚Sündenbock‘: „Immer sind Andere schuld…“

‚Glaube‘: „Es wird schon gut gehen und wir schaffen das…“

‚Verfolgungswahn‘: „Dunkle Mächte streben die Weltherrschaft an…“

‚Gewalt‘ aus angstbedingter ‚Notwehr‘…

Selbst nachweislich intelligente Leute jeglichen Bildungsstandes fallen im schweren Mangel an psychischer Energie Unvernunft und Rückentwicklung anheim bis weit unter das Niveau ‚Kindergarten‘.

Erstaunlich, wie vollständig Verstand und Vernunft ihren Einfluss verlieren und wie fest dann diese Urprogramme den Menschen im Griff haben: Besessen, unbelehrbar, aggressiv, wissenschaftsfeindlich und letztlich – selbstzerstörerisch. Realitätsverlust und Kurzsichtigkeit. Es bleibt die Flucht ins Nebelhafte: Unverrückbarer Glaube, weit hergeholte Illusionen und – Zwangsvorstellungen.

„Finstere Mächte steuern Regierungen und verüben in tiefen Verliesen schlimmste Gräueltaten an Kindern…“

Dieses dumme Märchen das Einzige, wozu der heruntergefahrene Verstand noch taugt. Keine Spur mehr von Intelligenz.

Die Regierung muss weg! Und dann? Etwa die Chaoten hin?

Die im Mangel an psychischer Energie gedeckelten Schäfchen wissen nicht, was zu tun ist, sie brauchen Führung. Nun müssen Machtmenschen her, zu denen man aufblicken und ihnen Entscheidungen überlassen kann. Von Qualifikation, Fähigkeit zu strategischem Denken oder Menschlichkeit dieser ‚Führenden‘ keine Rede. Dafür Urprogramme im Einsatz, der ‚Sündenbock‘ zuallererst. Schuld an allem sind irgendwelche ‚Andere‘.

Der ‚Führende‘ selbst hat keinerlei Vorstellung, wie es weitergehen soll, außer eben seine Macht zu nutzen, sie auszuleben und auszudehnen. Alles bekannt…

Auch im täglichen Umgang untereinander empfiehlt es sich, die Höhe des ‚mentalen Deckels‘ seines Gegenübers richtig einzuschätzen und mit den Ansprüchen an diesen tunlichst darunter zu bleiben. Was heißt schon ‚auf Augenhöhe‘? ‚Auf Deckelhöhe‘ heißt das Zauberwort. Vernünftig ist nur mit jemand zu reden, wenn sein Deckel hoch genug hängt.

Wenn aber nicht, wird eine noch so vernünftige Ansprache auf leere Schichten dieses mental Ausgedünnten treffen und ein Gefühl der Überforderung und Angst bei ihm hervorrufen. Und schließlich Aggressionen auf niedrigstem Niveau:

Nicht argumentieren, sondern emotional pöbeln.

Zu mehr reicht es nicht. Inhalte zählen bei einem Gedeckelten nicht. Corona…

Wenn der Deckel zu tief hängt, und das hängt er in einer übersättigten Gesellschaft, zeichnet sich kein Ausweg aus ‚Sägezahn‘ und ‚Wachstums- und Steigerungsfalle‘ am Horizont ab. Leider so gar kein höherer Programmteil im Algorithmus mehr verfügbar, um Zusammenhänge und Gründe bewusst zu machen. Im Mangel an psychischer Energie gibt es weder Plan noch Strategie.

Die Menschheit stößt an ihre Grenzen: Schiere Masse und geistige Beschränktheit darin, diese in Grenzen zu halten.

1950: ca. 2,5 Milliarden auf der Erde, 2023: ca. 9 Milliarden. Das soll gutgehen?

Bakterien in einer Schale mit Nährlösung: Verdopplung alle 40 Minuten. Die Ressourcen schnell verbraucht: Ende der Veranstaltung, die Petrischale ein Friedhof.

Naturkatastrophen wie Extremwetter, Vulkanausbrüche usw., aber hauptsächlich Schadorganismen, Raubtiere, aber auch Bakterien und Viren sorgen in der Natur dafür, dass Populationen in maßvollen Grenzen bleiben.

Auf dem alten Flugplatz tummeln sich Kaninchen und vermehren sich eben wie die Kaninchen. Füchse und andere Raubtiere zu selten. Das Habitat begrenzt. Durch Stechmücken und zu enge Kontakte durch die überbordende Population übertragen, breitet sich eine Viruskrankheit namens „Myxomatose“ aus. Am Ende bleibt nur ein Bruchteil der Kaninchen übrig: Sägezahn, Reset und auf ein Neues!

Begrenzung durch Fressen und Gefressen werden…

Der Mensch ist der großen Raubtiere durch Waffen Herr geworden, hält Bakterien und Viren durch medizinische Fortschritte in Schach und entzieht sich so der natürlichen Begrenzung seiner Population.

Er fügt sich nicht mehr in die natürliche Ordnung, ist aber als ‚Ober-Raubtier‘ geistig nicht weit genug entwickelt, um ein kooperatives Verhältnis zur Natur zu entwickeln und aus Erkenntnis und Einsicht seine Anzahl und Ansprüche in Grenzen zu halten.

Ressourcen werden ausgebeutet, als gäbe es kein Morgen, eben bis die Natur zurückschlägt: Klimawandel, Dürre, Hunger.

Menschen bringen sich im Kampf um begrenzte Ressourcen gegenseitig um? Erarbeitetes zerstört und die Dezimierten wieder auf Anfang zurückgesetzt?

Rücksetzen für neuerlichen Anstieg, der ‚Sägezahn‘ tatsächlich Naturgesetz?

Ist eben so programmiert und ohne Verstand und kooperatives Denken nicht zu ändern. Der Mensch – unvorstellbar dumm?

Krieg – der untaugliche Versuch der Natur, auf unmenschlichste Weise doch noch die übergroße Anzahl ressourcenfressender Individuen zu reduzieren? Untauglich? Im Verhältnis zur Gesamtpopulation können Bürgerkriege und selbst internationale Auseinandersetzungen kaum zur Reduktion beitragen, denn trotz noch so zahlreicher Kriegshandlungen und Verlusten wächst die Population auf Dauer unvermindert weiter.

Die Geschichte lehrt, dass Kriege nach ähnlichem Muster in Gang gesetzt werden: Hunger, Wanderungsbewegungen, Kampf um Ressourcen oder das Machtstreben von Alleinherrschern, beispielsweise. Soll es wirklich so weitergehen?

Unter dem Drang seines Urprogramms, seine Machtsphäre ausdehnen zu müssen, fühlt sich irgendein Machthaber militärisch in der Lage, ein anderes, ihm nicht wehrhaft genug erscheinendes Land anzugreifen und in Besitz zu nehmen. Wenn ihn keiner in die Schranken weisen kann, wird Steigerung seiner Macht für ihn zur fixen Idee, die ihn Risiken und menschliches Leid vergessen lassen. Er wird erobern, soweit seine Macht reicht und nicht aufhören, bis ihn eine andere, überlegene Macht zum Halten zwingt.

Dies gilt auch für sein eigenes Volk: Immer mehr überwachen, um Gegenkräfte im Keim zu ersticken und kommodes Verhalten bis zum Exzess zu erzwingen.

Treibt der Machthaber es aber zu weit und schnürt aus Angst, seine Macht zu verlieren, seine Schäfchen dermaßen stark ein, dass sie ihren Bedarf an psychischer Energie nicht mehr decken können, wird der Pegel absinken und irgendwann Aggressionen gegen das einengende System auslösen.

Dann bedarf es lediglich eines Zündfunkens, einer schweren Fehlhandlung, eines Übergriffs oder Mordes und aus ist es mit der absoluten Kontrolle. Die Menschen haben nichts mehr zu verlieren und gehen auf die Straße.

Nicht nur der Machthaber wird von Ängsten dominiert, auch die Bemächtigten: Jede Abweichung von der vorgeschriebenen Linie zieht Strafe nach sich.

Nachteil von machtbetonten Systemen überhaupt, seien es Staaten, Organisationen, Firmen oder Gruppen: Einschränkungen und Ängste verzehren allseits psychische Energie und obere Ebenen von Strategie, Kreativität und Selbstverantwortung werden gelähmt.

Auch Demokratien führen Kriege um Ressourcen, z.B. Öl, Gas, Rohstoffe oder wegen strategischer Interessen. Im Kern geht es darum, die eigene Existenz möglichst langfristig zu sichern.

Und der Einzelne? Wie fühlt sich denn jemand in einer Millionen-Metropole? Unter so vielen Leuten, die man nicht kennt und von denen man im Ernstfall wie Mangel an Nahrung oder Wasser, nur Konkurrenz, aber keine Unterstützung erwarten kann? Von solchen Massen man sich eher bedroht fühlt und im Zweifelsfall zwanghaft Toilettenpapier hortet?

Manche sagen, der Mensch sei ursprünglich für den sozialen Umgang mit höchstens 200 von Seinesgleichen ausgelegt…

Den täglichen Bedarf decken müssen im Bewusstsein einer in jeglicher Hinsicht völligen Abhängigkeit von gewinnorientierten Firmen? Gerade in Krisenzeiten macht das Angst, zumindest unterschwellig.

Was, wenn das Kartenhaus staatlicher Ordnung zusammenbricht? Auch nur der Strom wegbleibt? Wer schützt mich vor marodierenden Banden? Muss ich mich bewaffnen? Das finanzielle und soziale Zusammenspiel im Staat so kompliziert, dass es keiner mehr überblickt, geschweige denn versteht oder steuern kann?

Als Gegenbeispiel das unabhängige Leben auf dem Land: Versorgung auf eigener Scholle nimmt diese Angst, braucht jedoch große Flächen und ist sehr arbeitsintensiv und risikoreich, man denke nur an die Tücken von Wetter und Klima. Vorbei, diese Zeiten.

Was bleibt da noch? Vielleicht ‚Sägezähnchen‘? Kleine, aber feine Rücksetzungen wie zeitweises Fasten oder sich selbst auferlegte Einschränkungen? Hierorts Komfort- und Fleischverzicht? Netter Versuch, leider untauglich: Einschränkungen hier bis unter die Grenze des Lebenswerten und trotzdem global höherer Ressourcenverbrauch und Wachsen der C02-Emissionen, allein schon durch Anstieg der absoluten Anzahl der Menschen und deren Lebensstandard.

Der Erdatmosphäre zumutbare C02-Emission dividiert durch die Anzahl der Menschen, reicht das für ein ‚gutes‘ Leben von allen?

Ein so prinzipielles wie heikles Problem, sich als Mensch auf der Erde nicht so zu verhalten wie Bakterien in einer Petri-Schale mit endlicher Nährlösung. Würde man tatsächlich einen Rückgang der menschlichen Population anstreben, würde man gegen die elementaren Urprogramme „Existenz“ und „Fortpflanzung“ angehen müssen: Viel Spaß dabei…

Wie wollte man der in die Wiege gelegten Software ‚Wachstum‘ trotz schwindender Ressourcen und Klimawandel Rechnung tragen? Denkbar, die Anzahl der Menschen auf der Erde durch Aufklärung längerfristig und sozialverträglich zu verringern und den Verbleibenden mehr Bildung zu verschaffen.

Die Zukunft: Klasse statt Masse: Weniger, aber höher entwickelte Menschen, zur Kooperation mit der Natur willens und fähig..
Und Leistung auf jedem Gebiet wieder in den Vordergrund stellen.

Und Machtmenschen als Alleinherrscher, die ihre Macht missbrauchen und aus Eigennutz viele mit ins Unglück reißen? Die ohne äußere Kontrolle früher oder später ihren Urprogrammen anheimfallen und sich bis zu jeder Unvernunft, Verleugnung der Realität, Aggressivität und Unmenschlichkeit zurückentwickeln? Mitsamt ihrem Volk?

Wehret den Anfängen: Zu große Machtfülle verhindern…

Fragt bloß nicht, wie! Der größte Vorteil einer Demokratie? Eine ihren Aufgaben nicht gewachsene oder zu machtbetonte Regierung wieder ablösen zu können, bevor sie sich durch Korruption und Vetternwirtschaft trotz aller Unfähigkeit auf Kosten des Bürgers unwiderruflich fest etabliert hat.

Demokratie ist aber anspruchsvoll und braucht nicht nur mündige, sondern vor allem wissende, verstehende und – aktionsbereite Bürger. Warum? Weil bei näherem Hinsehen zu viele Entscheidungen nicht aufgrund von Fakten oder wenigstens gesundem Menschenverstand zustande kommen, sondern aus Einbildung, Unkenntnis, Ideologien und vor allem – Ängsten.

Die Realität macht Angst und Ängste blockieren den Verstand, führen zu Fehlentscheidungen. Ein Ausweg? Höher entwickelte Fähigkeiten, schulische Lerninhalte neu ausrichten mit Schwerpunkt Naturwissenschaft und Technik und – „Menschenkunde“: Wissen, wie (zweifelhaft) sein Algorithmus den Menschen steuert.

Geschichte nicht auswendig lernen und dauernd Fehler und Auswüchse rezitieren, sondern Lehren für die Zukunft daraus ziehen.

Und der einzelne Mensch? Mehr Bewusstheit, verstehen wie er selbst tickt und den Einfluss von Verstand und Vernunft hochfahren. Voraussetzung dazu ein Pegel an psychischer Energie in der Nähe der Ausgeglichenheit. Aufwendig zu realisieren, aber nicht zu umgehen. Nur das bringt Verstand und Vernunft zurück.

Kenntnisse erwerben und Zusammenhänge erschließen. Strategisches Denken entwickeln, Dinge zu Ende denken, Prioritäten setzen und die professionelle Umsetzung betreiben.

Technik und KI, nicht um sein Gehirn abzubauen, sondern sich von lästigen Routinen zu lösen und Freiräume zu hochwertiger Arbeit, Familienleben, Weiterbildung und nachhaltigen Einsichten in Bezug zur eigenen Natur und der Umwelt zu verschaffen.

Und damit aufhören, in Reden, Talk-Shows, Interviews stundenlang Larifari zu reden: Meinungen, oberflächliche Vermutungen, geistesverarmte Ideologien, Schuldzuweisungen und Halbwahrheiten, die keinem Faktencheck standhalten, von denen nichts im Gedächtnis bleibt, kaum Nutzen zeitigt und eher zur Verwirrung statt zur Lösung der Probleme beiträgt.

Nichts führt um die Notwendigkeit herum, den Menschen selbst in Verstand und Bewusstheit seiner selbst weiterzuentwickeln.

Und wie geht es weiter?

Um den Pegel an psychischer Energie weiter oberflächlich und bequem materiell zu steigern fehlen bei der Unzahl von Menschen einfach die Ressourcen. Zudem bringt ‚flaches Abgrasen‘ auf Dauer zu wenig psychische Einkünfte, siehe Handy. Es bleibt nur, mit höherem Engagement „tiefer zu schürfen“.

Tiefer schürfen, aber wie? Der Zinnober um Essen und Trinken mag ja Beispiel für eine solche ‚Vertiefung‘ sein. Doch der Selbstzweck mit Selbstbetrugs-Potential treibt seltsame Blüten: Essen in Geschmack und Augenschmaus bis zum Exzess aufgestylt, mehr Show denn Genuss. Unterschiedliche Vorlieben und das Essen selbst sind das Eine, mit wem man isst, das Wesentliche.

Studien zeigen: Weine schmecken umso besser, für je teurer sie gehalten werden.

Wenn Ressourcen begrenzt und Steigerung unabdingbar ist, bleibt nur, die Umsetzung materieller Werte in psychische Energie zu verbessern, die ‚psychische Effizienz‘ zu erhöhen und aus gleichbleibendem oder durch technische Fortschritte gemächlich wachsendem materiellem Wohlstand mehr psychische Energie zu schöpfen.

Nicht der materielle, sondern der psychische Zufluss kann durch menschliche Weiterentwicklung der geistigen Fähigkeiten ein Leben lang gesteigert werden.

Durch Achtsamkeit und Verstehen die mentale und körperliche Widerstandskraft pflegen, um den Verlauf eines Szenarios umfassend und notfalls auch entschlossen mitgestalten zu können.

Absoluter Kernpunkt dabei das gegenseitige Verständnis im Umgang der Geschlechter miteinander. Aufhören mit einer Gleichmacherei, die beide Seiten nur benachteiligt. In der Medizin wenigstens jetzt zarte Anfänge zu beobachten, in der Medikation Unterschiede zwischen den Organismen von Mann und Frau zu berücksichtigen.

Das im menschlichen Algorithmus enthaltene schönste Geschenk der Natur, die Liebe, von Jugend an kultivieren: Liebe und starker psychischer Halt zwischen den Geschlechtern, eine der Hauptquellen an psychischer Energie. Versäumt man, diese zu hegen und zu pflegen, wird unendlich viel psychische Energie gegenseitig vernichtet, bis hin zu den schlimmsten Tragödien für Eltern und Kinder.

Der Umgang zwischen Mann und Frau stellt vielleicht den besten Gradmesser für die Entwicklungsstufe einer Gesellschaft überhaupt dar.

Die stärkste Quelle an psychischer Energie liegt indes in einer hoffnungsvollen Zukunft: Die Strategie könnte lauten: Der Mensch reduziert seine Anzahl global auf ein naturverträgliches Maß, lernt sich selbst kennen und kontrollieren, akzeptiert KI und Robotik als willkommene Ergänzung und Chance, sich selbst von Routinearbeiten zu entlasten und geistig weiterzuentwickeln. Er fügt sich in die Natur ein und fördert diese aktiv als Kooperationspartner. Lebenssinn, wie ihn mancher vergebens sucht…

Fazit: Bei solch hoher Bevölkerungsdichte auf der Erde ist es faktisch nicht mehr möglich, weltweit der Forderung der neuronalen Netze nach Steigerung auf materieller Ebene nachzukommen.

Wollte man nicht auf ewig dem zerstörerischen ‚Sägezahn‘ anheimfallen, bleibt lediglich, aus dem menschlich, ökonomisch und ökologisch verträglichen Angebot an Ressourcen durch menschliche Weiterentwicklung mehr psychische Energie zu schöpfen.

Geistiges Wachstum statt materielles…