01 Natürliche und künstliche Intelligenz

Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften wie auch die PISA-Studie von 2023 für Schüler bezeugen einen drastischen Einbruch in der Leistungsfähigkeit.
Das Leistungsprinzip selbst droht zugunsten sozialer Aspekte in den Hintergrund zu treten.

Überdies ist der heutige Mensch wachsenden psychischen Belastungen ausgesetzt, z.B. durch Pandemien, Kriege, Migration, Klimawandel, politische Ideologien und befürchtete rückläufige Entwicklungen von Wohlstand und Sicherheit.

Und jetzt auch noch die KI, die ‚Künstliche Intelligenz‘, deren höchst eindrucksvolle Leistung die bestehenden Ängste noch vertieft, eines Tages geistig überholt und von einer eigenständig agierenden KI dominiert oder als ‚Zurückgebliebener‘ sogar beherrscht zu werden.

Zur Zeit kann die KI in Form des ‚maschinellen Lernens‘ Inhalte reproduzieren, mit denen sie trainiert worden ist, d.h. große Datenmengen aus der Vergangenheit auf verschiedenste Weise auswerten und darstellen. Je hochwertiger die zum Lernen herangezogenen Daten, desto höher auch die Qualität der Ergebnisse.

Der Mensch hingegen plant in die Zukunft, seine Erfahrungen sind wichtiges Mittel zum Zweck.

Der in seinem Gehirn ablaufende Algorithmus, eine Software, die Aufgabenstellungen Schritt für Schritt abarbeitet, erfasst durch die Signale seiner Sinne die Situation, nimmt sie subjektiv wahr, indem vorrangig Merkmale berücksichtigt werden, die für den Augenblick von Wichtigkeit sind, z.B. Chance oder Gefahr, und berechnet damit das aus eben dieser Sicht bestmögliche Verhalten.

Um das Risiko von Fehleinschätzungen zu verringern, gleicht der Algorithmus jede Situation von Anfang an mit seinen Erfahrungen ab: Je größer sein Erfahrungsschatz, desto wahrscheinlicher kann eine neue Situation schnell eingeordnet und eine bewährte Reaktion für diese gefunden werden.
Erfahrung macht Entscheidungen schnell.

So schätzt der Algorithmus unablässig Chancen und Risiken ein und entwirft Alternativen, wie er ‚seinen‘ Menschen erfolgreich zum Hauptziel der Natur führen könnte: Existenz in alle Ewigkeit, ermöglicht durch Fortpflanzung.

Und eine KI sollte nicht auch planen können? Natürlich könnte sie das. Man bräuchte ihr nur Ziele, Rahmenbedingungen und die nötigen Ausgangsdaten zu vermitteln und schon könnte die KI den besten Weg erarbeiten, durch einen umfassenden Erfahrungshintergrund wahrscheinlich sogar besser als der Mensch.

Das selbstfahrende Auto entscheidet aufgrund seiner Sensoren und seiner gespeicherten ‚Erfahrungen‘ in jedem Augenblick, was bestmöglich zu tun ist.
Es sieht gut, ist streng realistisch, wird nicht aggressiv, nicht einmal müde und beachtet stets die Verkehrsregeln..

Bereits mein kleiner humanoider Roboter Roby hat eine programmierte Zielsetzung, kann sehen und hören, arbeitet mit einer mathematischen KI, die ihm die Freiheit lässt zu planen und eigene Entscheidungen zu treffen, sogar unter Berücksichtigung sozialer Aspekte.

So ganz unbegründet wäre die Sorge daher nicht, eines Tages von einer zielgerichtet denkenden KI mit großem Erfahrungsschatz überflügelt zu werden..

Der Mensch könnte sich einer wie auch immer weiter entwickelnden KI zu seinem Nutzen bedienen und das Zepter weiterhin in der Hand halten. Aber nur so lange, wie er die zu erreichenden Ziele selbst festlegt. Doch wird er dazu strategische Fähigkeiten und die nötigen Führungsqualitäten aufweisen müssen und das, wo er doch bereits um seine grundlegende ‚psychische Stabilität‘ zu kämpfen hat?

Zukunftsängste bedrängen ihn, denen man vor allem durch Wissen und Verstehen begegnen könnte mit dem Ziel, Lebensabläufe nicht mehr durch Ängste gesteuert, sondern mit mehr Bewusstheit, Verstand und strategischem Vorausdenken zu gestalten.
Solches würde deutlich mehr psychische Stabilität und Resilienz verleihen.

Dem diametral entgegen steht die nachteilige evolutionäre Auslegung des Menschen:

  • Unter Stress und Ängsten das Herunterfahren von Verstand und Vernunft: Realität, Übersicht und die Fähigkeit, Prioritäten zu setzen, gehen verloren.
  • Die neuronalen Netze im menschlichen Gehirn sind keine unveränderlichen und stets voll belastbaren Chips wie in meinem Roboter Roby:
    Sie leben, fühlen sich schnell überlastet und bauen sich bei Beanspruchung aus oder, falls nicht genügend genutzt, auch wieder zurück.
    Das Fatale: Neuronale Netze fordern Steigerung ihrer psychischen Einkünfte, ganz gleich auf welchem noch so hohen Niveau man sich bereits befindet.
  • Dem Algorithmus des Menschen ist die unverhandelbare Bedingung einprogrammiert, den ‚psychischen Kontostand‘ nicht unter ein bestimmtes Minimum fallen zu lassen, unterhalb dessem der Mensch in die Depression fiele und nicht mehr lebensfähig wäre.
  • Um eine prekäre Sachlage ‚seinem Menschen‘ zu kommunizieren, lässt der Algorithmus Gefühle von Überforderung und Ängsten spüren und setzt zur Rettung seines psychischen Kontos schließlich, alles am Verstand vorbei, evolutionär angelegte ‚Urprogramme‘  zwangsläufig in Gang:
    Abwehr von Neuem oder Andersartigem, Denken in Schubladen, ideologische Verkürzungen, Glaube an die Hilfe ‚höherer Mächte‘, Aggression und Ausübung von Macht, Verschwörungstheorien und das Prinzip ‚Sündenbock‘, indem Anderen willkürlich Schuld aufgelastet, ihnen psychische Energie geraubt und sich selbst einverleibt wird.

Fazit: Wäre es nicht von großem Nutzen, wenn der Mensch seine eigene ‚Programmierung‘ selbst durchschauen, den Algorithmus, der sein Verhalten steuert, verstehen und zum Nutzen aller mit seinen guten und weniger guten Seiten, wie auch mit einer hoch entwickelten KI bestmöglich umgehen könnte?

Die Entwicklung der natürlichen Intelligenz des Menschen sollte mit den wachsenden Fähigkeiten einer KI zumindest Schritt halten..

Bildnachweis:
leonardo medical/Shotshop.com       Kopf blau