Der Glaube an eine höhere Instanz

Vorspann „Steuerungsenergie“

Für Leser, die das Buch noch nicht kennen: Im Gehirn ist – aus neuer Sicht – Steuerungsenergie, auch seelische Energie genannt. Man kann sich diese wie die Ladung in einem Handy-Akku vorstellen: Wenn ich telefoniere oder im Internet surfe, wird das den Akku entladen. Genauso verhält es sich mit der Steuerungsenergie im Gehirn: Jeder Denkvorgang kostet Energie, dies umso mehr, je stärker man sich konzentrieren muss. Wie aber soll ich den Akku wieder aufladen? Da ist kein Ladegerät, das ich an die Steckdose anschließen könnte.

Es sind empfundene Erfolge, die meinen Akku aufladen, Deckung meiner Bedürfnisse, Genüsse aller Art, sinnhafte Tätigkeiten, bewältigte Herausforderungen, angemessene Bewegung, erfüllende Kontakte mit Freunden, Männern und Frauen, für Andere da sein, ohne sich selbst aufzugeben, die Liste ist unendlich lang.

Fehlinvestitionen meiner Steuerungsenergie, Misserfolge, auf Dauer unerfüllte Wünsche oder verlorene Liebesmüh‘ zehren meinen Akku aus. Je weniger Ladung dieser noch hat, desto mehr schränkt das Gehirn den Verbrauch an dieser wertvollen Steuerungsenergie ein:

Ohne sich dessen bewusst zu sein, greift ein kindliches Denken mit Scheuklappen und vereinfachenden Ideologien um sich. Im starken Mangel geht es schließlich nur noch darum, selbst unter Risiko und mit unsozialem Verhalten an Erfolge und damit an Steuerungsenergie zu kommen. Denn, koste es was es wolle, der bereits tief entladene Akku muss so schnell wie möglich wieder aufgeladen werden.

Denn bei völliger Entladung droht die Depression.

  • Eine der Möglichkeiten, die unsere Software im Gehirn zur Anwendung bringt um sich Steuerungsenergie zu beschaffen, besteht darin, die Illusion einer unterstützenden Instanz zu erzeugen, die Ängste mindert, Struktur im täglichen Leben bietet und Sinnhaftigkeit für das Weiterleben vermittelt.

Wo ist Gott?

Wie lässt sich das Dilemma auflösen, dass viele Menschen die Unterstützung durch Gott in kritischen Situationen, aber auch im ganz normalen Leben deutlich fühlen und erfahren, es aber andererseits nicht gelingen will, Gott irgendwo als reale Instanz nachzuweisen, naturwissenschaftlich schon gar nicht?

Wenn Gott als Vorstellung schon so schwer zu fassen ist, welchen Sinn sollten dann Religionen haben, die Gott oder die Interpretationen seines Willens durch seine Propheten als unverrückbaren Kern ihrer Glaubenslehre betrachten?

Der Software fehlt Energie

Die Vorstellung eines helfenden Gottes ist nur eine Variante einer Illusion, mit der uns unsere Software vor dem seelischen Absturz zu bewahren versucht. Die eigentliche Forderung der in Energiemangel geratenen Software ist es vielmehr, irgendwie seelische Energie zu beschaffen um die Steuerungsfähigkeit wieder herzustellen.

Versetzen wir uns in die Lage unserer Software: Die verfügbare Steuerungsenergie nimmt ab, die Sensoren Augen, Ohren, Geruchs- und Geschmackssinn wie auch die Körperwahrnehmung als Ganze lassen fühlbar nach. Die rückläufige Rechenleistung des Gehirns reicht nicht mehr aus um die Realität genügend zu erfassen und ein angemessenes Verhalten zu realisieren. Aus Energiemangel kindliches Verhalten, Scheuklappen und der haltsuchende schnelle Griff zu Ideologien. Nicht einmal Bewegungen können präzise genug berechnet werden. Die Gefahr von Unsicherheiten und Stürzen wächst.

Die im Not-Modus arbeitende Software liefert Tunnelblick statt Überblick, kurzsichtiges statt langfristiges Denken, keinerlei Übersicht und keine Orientierung mehr. Unfähig zu strukturiertem Denken und Verhalten oder zur Erarbeitung von Plänen oder Prioritäten.

  • Obere Ebenen des Denkens und Fühlens versagen im seelischen Defizit.
    Die Fähigkeit zur Selbststeuerung geht verloren.
    Der Mensch ist gezwungen, jemand Anderem die Führung über sich zu überlassen.

Mit schnell sinkenden Fähigkeiten wird es immer unwahrscheinlicher, seinen seelischen Pegel aus eigener Kraft wieder anheben zu können. Ohne schnelle und wirksame Gegenmaßnahmen droht der weitere Niedergang bis hin zur Depression.

„Profit-Center“ und soziale Unterstützung

Wenn in einem Raum die Wunschtemperatur unter einen Sollwert absinkt, schaltet der Thermostat die Heizung so lange ein bis die Solltemperatur wieder erreicht ist. Eigentlich könnte man erwarten, dass die Natur beim seelischen Absinken ähnlich vorgeht und ein Verhalten in die Wege leitet, bei Unterschreitungen den seelischen Pegel wieder in Richtung Ausgeglichenheit anzuheben.

In einem gewissen, individuell sehr unterschiedlichen Rahmen ist dies auch der Fall: Für die Erfüllung eines Bedürfnisses oder der Bewältigung einer Herausforderung stellt die Software durchaus körperliche und seelische Energie bereit.

Doch mit einem essenziellen Unterschied: Entfernt sich der seelische Pegel zu weit von der Ausgeglichenheit und fällt er unter einen gewissen Interventionswert, bricht diese Regelung zusammen und überlässt das Lebewesen dem weiteren Niedergang.

  • Die Natur betrachtet ein Lebewesen als „Profit-Center“, das sie nur dann unterstützt, wenn es genügend Erfolge vorweisen kann.

Nur mit genügend Erfolgen kann es gelingen, seelisch oben und in einem Toleranzbereich, auch Resilienz genannt, zu bleiben. Sinkt sein Pegel an Steuerungsenergie unter diesen Toleranzbereich ab, ist dies für die Natur ein Zeichen dafür, dass es sich um eine Fehlinvestition handelt, die schlecht angepasst ist und es nicht verdient, weiter in Betrieb gehalten zu werden.

Für den einzelnen Menschen ist es eine höchst nachteilige Eigenschaft unserer Software, beim seelischen Absinken unter einen Toleranzbereich von innen heraus keine Unterstützung mehr zu gewähren, sondern ihn seinem Schicksal zu überlassen. In der Depression aktiviert die Software sogar ein Verhalten zur Selbstzerstörung.

Die Folgen einer solch lebensbedrohlichen „Fehlprogrammierung“ lassen sich nur durch die soziale Zuwendung seiner Mitmenschen in Grenzen halten. Denn auch Verletzung, Krankheit oder ein fortgeschrittenes Alter können die Leistungsfähigkeit des Betroffenen so weit absinken lassen, dass er aus eigener Kraft seelisch oder körperlich nicht zu überleben vermag.

Die sehr soziale Auslegung des Menschen musste sich zwangsläufig herausbilden um die Härte der „natürlichen“ Programmierung aufzufangen oder zumindest abzumildern.

Eine hilfreiche Instanz

Ist der Toleranzbereich einmal unterschritten, ist die Software mit folgender Situation konfrontiert: Mein „Host“ befindet sich in einem schweren seelischen Defizit. Ich habe keine Steuerungsenergie mehr und laufe bereits im Notbetrieb. Wenn ich ihm nun sein Umfeld so objektiv darstelle, wie es wirklich ist, wird er sich vollends überfordert fühlen, womöglich ganz kapitulieren und seine Ängste werden ihn blockieren. Das darf nicht sein! Wenn er in die Depression abgleitet, haben wir beide verloren.

Was mache ich also? Bin es doch gewohnt, die Realität so oder so herum zu manipulieren. Der Zweck heiligt die Mittel! In solcher Not ist es zu verantworten, die Realität immer weiter bis zur reinen Illusion hin zu schönen. Meinem „Host“ durch gezielte „Bildbearbeitung“ eine weniger bedrohliche Scheinrealität zu präsentieren, die ihn beruhigt und seine Ängste dämpft. Mit der sich trotz allen Übels leben lässt. Für den Menschen, dessen Software ich bin, erscheint meine gut gemeinte Vorspiegelung als Realität wie alles, das ich ihm auf seinem inneren Bildschirm präsentiere.

  • Ich werfe ihm eine Projektion an die Wand, etwa in Form einer wohl gesonnenen Vaterfigur, besser noch als allmächtigem Gott, dem man zutraut, auch kritischste Situationen regeln zu können. Damit sich mein „Host“ rundum beschützt fühlt: Alles wird gut!

Das wohlige Gefühl, unter dem Schutz einer höheren Instanz zu stehen, wird noch im gleichen Augenblick den seelischen Pegel meines Trägers anheben, seine Ängste lindern und ihm Mut, Zuversicht und Selbstvertrauen geben. Er fühlt sich nicht mehr allein und ausgeliefert, hat jemanden, der ihm hilft und ihn beschützt. Ein schönes Gefühl wie damals in der Kindheit.

Man muss glauben!

Die von der eigenen Software vorgespiegelte Projektion entfaltet ihre Wirkung nur dann, wenn man an die schützende Instanz fest glaubt, sie nicht mit kaltem Verstand hinterfragt und womöglich als Illusion entlarvt. Unbedingte Voraussetzung für eine seelische Stabilisierung ist es, die Vorspiegelung als wahr anzunehmen.

Hat doch jeder schon erfahren, wie wohltuend es sich anfühlt, in kritischen Situationen auch nur einen Freund an seiner Seite zu haben. Und selbst der gottloseste Seefahrer wird im schweren Sturm die dringliche Bitte ausstoßen: Gott, steh mir bei!

Diese eher technische Sicht eines Gottesbildes als Illusion der eigenen Software habe ich mit einem jungen Pfarrer diskutiert. Er fand die Argumentation schlüssig. Und – wird es dem Glauben schaden? Sicher nicht, waren wir beide der Meinung. Zumal die innere Projektion eines Gottesbildes uns der aussichtslosen Aufgabe enthebt, Gott im Himmel, auf Wolken oder wo auch immer nachweisen zu müssen.

  • Jeder trägt als Standardwerkzeug unserer Software die Fiktion „Gott“ in sich.

Glaubte nun jeder, was er individuell für richtig hielte, gäbe es ein Problem: Was nützt denn eine Illusion, wenn der Nächste meint, alles sei nur Einbildung. Die segensreiche Wirkung wäre im Augenblick dahin. Daher ist es wichtig, dass Viele diese Illusion mittragen. Dann wird die Software den Glauben als generellen Anker betrachten und ihn in den Rang einer allseits akzeptierten „Wahrheit“ erheben.

Die fiktive Existenz eines Gottes entfaltet ihren Segen vor allem als kollektive Illusion. Die Gemeinschaft der Gläubigen verbindet sich mit Gott oder einer anderen Instanz und schöpft seelische Energie daraus. Und wehrt sich gegen „Ungläubige“, die die Illusion in Zweifel ziehen und die auf Einbildung beruhende kollektive „Wahrheit“ zu leugnen wagen.

  • Es ist doch nichts als Notwehr, eine Illusion zu verteidigen, die man seelisch unbedingt braucht.

Historisch spielten Religionen daher eine umso größere Rolle, je stärkeren seelischen Belastungen die jeweilige Bevölkerung ausgesetzt war. In schlechten Zeiten mit sehr niedrigem seelischen Pegel und überwältigenden Ängsten dürfte es kaum möglich gewesen sein, ohne einen festen Glauben an die Illusion „Gott“ zu überleben. Um das allgemeine Glaubensgebäude nicht einstürzen zu lassen, mussten Zweifler notfalls mit Feuer und Schwert in die Schranken gewiesen werden.

Die im tiefen seelischen Mangel in Gang gesetzte Illusion unserer Software findet sich historisch und bis zum heutigen Tag in vielen Varianten wieder. Auch Haltung und Verhalten eines IS-Kämpfers folgt diesem Muster, allerdings in extremer Form.

Durch unangemessenes in Frage stellen oder unsensibles Herabwürdigen dem Gläubigen diese stützende Instanz zu entweihen und dessen aufbauende Wirkung zu rauben, ist respektlos, wenn nicht gar als persönlicher Angriff zu verstehen.

Hier tragen Medien und besonders Satire und Karikatur, die gerne polarisieren, eine besondere Verantwortung. Es ist eine Frage der sozialen Sensibilität, die Grenze zu Beleidigung und schwerer Verletzung religiöser Gefühle nicht zu überschreiten.

Ein fester Glaube hilft immer

Aber auch ohne seelische Defizite erweist sich ein Glaube als wirksamer Anker in den Stürmen des Lebens. Er kann Zufluss seelischer Energie in allen Lebenslagen bedeuten. Vielleicht lässt uns ein „Supervisor“ Gott auch ein wenig gerechter, bescheidener, sozialer, eben „gottergebener“ leben. Göttern Opfer zu bringen, ist ein Zeichen der Verehrung und des Wohlverhaltens, aber auch eine Bitte oder Aufforderung an Gott, dem Gläubigen weiterhin hilfreich beizustehen.

Doch warum gibt es in der Realität Ungerechtigkeiten zuhauf, warum Hungersnöte und Kriege mit Tod und Zerstörung? Wo bleibt da Gott?

  • Die Software unterstützt die „Fiktion Gott“, ändert aber die Realität nicht.
    Die objektive Realität bleibt einem wachen Geist vorbehalten.

Da es auf die Frage nach Gottes Wirken im Hier und Jetzt keine schlüssige Antwort gibt, bleibt nur der Ausweg, die Belohnung nicht im täglichen Leben zu erwarten, sondern sie in den Zeitraum nach dem Tod zu verlegen. Der Vorteil:

  • Die Illusion des Jenseits kann nicht durch profane Realität widerlegt werden.

Der Glaube an mannigfache Belohnungen und Freuden im Himmel oder an eine Wiedergeburt ist ein von der Gemeinschaft der Gläubigen erzeugtes, nicht nachprüfbares Versprechen. Die projizierte Erwartung einer Belohnung hebt den seelischen Pegel. Eine Art langfristige Vorfreude, von der Software in Szene gesetzt.

Kein Wunder, dass viele Religionen entstanden und sich des Phänomens Glauben angenommen haben. Sie brachten den Glauben in vielfache, geordnete Formen. Durch eine professionelle Organisation mit klaren Regeln und Handlungsanweisungen errichteten sie daraus eine oft überlebenswichtige und sehr ergiebige seelische Quelle. Religionen übernehmen aber auch noch weitere Funktionen.

Vorteile

Wenn im seelischen Mangel Kopf und Verstand stark eingeschränkt sind, kann eine höhere Instanz den Menschen entlasten. Sie nimmt ihm energiezehrende Entscheidungsarbeit ab und bringt Struktur in seinen Alltag.

Eine von der Software generierte fiktive Instanz kann kaum Vorschriften für Wohlverhalten erlassen, geschweige denn niederschreiben. Immer wieder tauchten in der Geschichte charismatische Menschen auf, die sich für berufen hielten, dem Volk den höheren Willen nahe zu bringen und verständlich zu machen.

Außergewöhnliche Ereignisse wie Erleuchtungen oder Wunder erheben die Vorreiter oder Religionsgründer in eine prominente Situation, verleihen ihnen einen übermenschlichen Status.

Die Übersetzung fiktiver Vorspiegelungen der Software in Inhalte des täglichen Lebens bietet Raum für eigene Absichten und Vorteile, vor allem in Form von Machtgewinn. Nur folgerichtig, dass sich weltliche Herrscher aus eigenen Machtinteressen im Handel mit seelischer Glaubens-Energie gerne mit Religionen verbündeten und diese in Gegenseitigkeit unterstützten.

Vereinnahmende Institutionen

Die Haltung, einem im seelischen Defizit orientierungslos gewordenen Menschen Halt zu bieten, ist nicht auf religiöse Organisationen beschränkt. Wenn der seelische Pegel sinkt, die oberen Steuerungsebenen verloren gehen und die Software eine höhere Instanz zur Unterstützung einfordert, hängt es im Wesentlichen vom Zufall ab, wem sich der Halt Suchende anvertraut. Viele Organisationen bemühen sich systematisch um die seelisch Wankenden. Nur nebenbei, um sie zu stützen – des Öfteren um sie als willfährige Opfer finanziell und seelisch auszubeuten.

  • Im tiefen seelischen Defizit kann die Software aus Energiemangel eigene höhere Steuerungsebenen nicht mehr bedienen.
    Sie ist gezwungen, die Steuerung an irgendeine externe Instanz abzugeben.

An welche „höhere Instanz“ man einen Teil seiner Steuerung abgibt und an wen man glaubt, spielt für die Software eine eher untergeordnete Rolle, Hauptsache da ist jemand der sagt, was im Hier und Jetzt zu tun und zu lassen ist. Der mühsame Entscheidungsarbeit abnimmt und die Funktion der eigenen nicht mehr aktionsfähigen oberen Denkschichten übernimmt.

Natürlich ist es auch möglich, das Leben ganz ohne Plan und Orientierung und auch ohne „höheres Denken“ zu führen. Dann wird der weitere Verlauf einfach dem Schicksal überlassen in der trügerischen Hoffnung, es werde schon alles gut gehen. Dann ist es nicht mehr weit, dass im Hintergrund der Gedanke auftaucht, das Schicksal selbst werde von irgendetwas Höherem gelenkt.

Ein allmächtiger Gott ist vielleicht die wirksamste Vorstellung. Aber auch der Glaube an noch so krude Vorstellungen von Sekten, an die Macht der Sterne, an Amulette, Maskottchen und Kristalle, selbst an mächtige Herrscher entlastet die am Rande des Absturzes agierende Software, stärkt das Vertrauen auf eine positive Entwicklung, hebt dadurch den seelischen Pegel und gibt Mut und Zuversicht.

Der Halt bietende hat es nicht nötig, den seelisch Darniederliegenden zu unterwerfen. Dieser bietet sich ganz von selbst an und toleriert auch einen Machthaber, der sich weniger dem Wohl seiner Untertanen als vielmehr der Erhaltung und Ausdehnung seiner persönlichen Macht verpflichtet fühlt.

Missbrauch des Glaubens

Sich in die „Obhut“ und damit die Abhängigkeit von Menschen zu begeben, deren wichtigstes Ziel es ist, Macht auszuüben, diese immer weiter auszudehnen und dafür jede moralische und menschliche Grenze zu überschreiten, stellt ein nicht geringes Risiko dar, selbst zum Opfer solcher Machenschaften zu werden. Doch ohne die Unterstützung eines tragenden sozialen Netzes sieht der immer tiefer im Defizit Versinkende keine Alternative mehr und ist gezwungen, Übergriffe der Macht ausübenden Instanz in Kauf zu nehmen.

Wird er womöglich selbst Teil des herrschenden Systems, eröffnet dies die Möglichkeit, unter dessen Schirm unreflektiert selbst unmenschlichstes Verhalten an den Tag zu legen bis hin zu Übergriffen und feigem Mord. Es gibt unzählige Beispiele von Schandtaten, die im Namen von Gewaltherrschern, Sekten und Religionen begangen wurden.

  • Wie auch immer, die Gefahr ist riesengroß, dass sich ein seelisch am Abgrund Stehender an den Teufel verkauft.

Fazit

Der geistig begrenzte Zustand als Folge einer energieverarmten Software lässt dem Betroffenen keine Wahl. Da seine Selbststeuerung versagt, muss er quasi „unterschlupfen“ und sich einer Instanz unterwerfen, die ihm sagt, was zu tun und zu lassen ist. Er selbst ist dazu nicht mehr imstande.

Seine Selbststeuerung an eine externe Instanz abzugeben schränkt jedoch die persönliche Entwicklung in weitem Maße ein. Die Fähigkeit zur Eigenverantwortung liegt ja in einer verstärkten Funktion der eigenen höheren Denkebenen.

Daher setzt mit einem Absinken des seelischen Pegels und der Abnahme der Selbststeuerung unmittelbar eine Art kindliche Rückentwicklung zu nur noch begrenzter Denkfähigkeit ein. Der Kopf ist aus dem Spiel, alles geschieht unreflektiert „aus dem Bauch“ heraus. Der springende Punkt: Seine Rückentwicklung wird dem seelisch Abgesunkenen selbst nicht bewusst.

Eine gesellschaftliche Weiterentwicklung ist nur durch tätige Köpfe mit Vernunft und intakter Steuerungsfähigkeit denkbar. Wichtige Entscheidungen irgendwelchen – auch dazu völlig unfähigen – Personen zu überlassen, nur weil diese eine Machtposition innehaben, diesen kritiklos zu folgen und sich selbst aus der Verantwortung zu ziehen, wird früher oder später in den persönlichen und gesellschaftlichen Ruin führen.

Denn Machtpositionen ziehen vor allem Menschen an, die ihren seelischen Haushalt nicht aus eigener Kraft erarbeiten sondern durch Machtausüben über Andere bestreiten. Ein Mechanismus, der Unfähigkeit begünstigt. Ganz abgesehen von den oft katastrophalen Folgen aus dem suchtartigen Drang von Machtmenschen, ihre Macht immer weiter und sei es auch auf Kosten der Allgemeinheit möglichst unbegrenzt auszudehnen.