Wunschgewicht durch bewusste Lebensführung

Vorspann „Steuerungsenergie“

Für Leser, die mein Buch „Der Steinzeitmensch in uns“ noch nicht kennen: Im Gehirn ist – aus neuerer Sicht – Steuerungsenergie, auch seelische Energie genannt. Man kann sich diese wie die Ladung in einem Handy-Akku vorstellen: Wenn ich telefoniere oder im Internet surfe, wird das den Akku entladen. Genauso verhält es sich mit der Steuerungsenergie im Gehirn: Jeder Denkvorgang kostet Energie, dies umso mehr, je stärker man sich konzentrieren muss. Wie aber soll ich den Akku wieder aufladen? Da ist kein Ladegerät, das ich an die Steckdose anschließen könnte.

Es sind empfundene Erfolge, die meinen seelischen Akku aufladen, Deckung meiner Bedürfnisse, Genüsse aller Art, sinnhafte Tätigkeiten, bewältigte Herausforderungen, Bewegung, Kontakte mit Freunden, Männern und Frauen, für Andere da sein, die Liste ist unendlich lang.

Fehlinvestitionen meiner Steuerungsenergie, Misserfolge, unerfüllte Wünsche oder verlorene Liebesmüh‘ zehren meinen Akku aus. Je weniger Ladung dieser noch hat, desto mehr schränkt das Gehirn den Verbrauch an dieser wertvollen Steuerungsenergie ein:

Ohne sich dessen bewusst zu sein, greift ein Denken mit Scheuklappen und Ideologien um sich. Im starken Mangel geht es schließlich nur noch darum, selbst unter Risiko und mit unsozialem Verhalten an Erfolge und damit an Steuerungsenergie zu kommen. Denn, koste es was es wolle, der bereits tief entladene Akku muss so schnell wie möglich wieder aufgeladen werden.

Denn bei völliger Entladung droht die Depression.

  • Eine der einfachsten Möglichkeiten, sich schnell Steuerungsenergie zu beschaffen besteht darin, sich durch zusätzliches Essen über den normalen Hunger hinaus wieder Energie zuzuführen. Um den Preis des Übergewichts..

Übergewicht

Übergewicht ist ein ernsthaftes und weit verbreitetes Problem, bereits bei Kindern. Übergewicht führt oft zu Krankheiten wie z.B. Diabetes oder vorzeitigem Gelenkverschleiß. Es fällt schwer, sich als übergewichtig zu akzeptieren, von körperlichen Einschränkungen und entmutigenden Reaktionen seines Umfelds ganz zu schweigen.

Der Vergleich zu schlanken Menschen lässt leicht ein Gefühl der Minderwertigkeit aufkommen. Denn Übergewicht bedeutet Einschränkung der Beweglichkeit und damit geringeres Engagement bezüglich Sport oder bei sozialen Kontakten.

Die heutige, immer bewegungsärmer werdende Lebensweise mit zunehmendem Frustessen verschlimmert die Lage noch weiter.

Evolution

Über die lange Zeit menschlicher Existenz galt wohl das einfache Schema: War genug zu essen da, wurde gegessen was das Zeug hielt, um möglichst viel Fettreserven anzulegen.

In Mangelzeiten konnten wohl

gefüllte Fettpolster über unfreiwillige Fastenzeiten hinweghelfen.

Fettreserven waren ein Überlebensvorteil.

Sehr viel Bewegung beim Jagen und Sammeln und häufig wiederkehrende Engpässe in der Ernährung durch Wetter und andere Einflüsse sorgten dafür, dass die Fettreserven in Grenzen blieben.

Genetik

Sicherlich spielt die Genetik für die Neigung zu Übergewicht eine Rolle. Wenn beide Eltern übergewichtig sind, kann sich dies auf die Kinder auswirken. Doch sind auch epigenetische Einflüsse zu berücksichtigen, indem generationenübergreifend gepflegte Ess- und Bewegungsgewohnheiten in der Familie ebenfalls quasi-genetisch verankern, das Verhalten nachfolgender Generationen mitbestimmen und leichter zu Übergewicht führen.

Eine Änderung dieser Gewohnheiten wird dann besonders schwerfallen. Der Organismus ist ein sich im Austausch mit seinem Umfeld selbst regelndes Gebilde mit vielfachen gegenseitigen Abhängigkeiten zwischen der Seele als steuerndem und dem Körper als ausführendem Teil.

Bewusste Lebensführung

Heutzutage und hierzulande gibt es Essen im Überfluss und keine Mangelzeiten mehr. Dafür eine besonders bewegungsarme Lebensweise. Es liegt nun an

jedem Einzelnen, mit diesem Ungleichgewicht zwischen Überangebot an Nahrung und Mangel an Bewegung sinnvoll umzugehen und durch bewusste „Eigensteuerung“ ein annehmbares und gesundes Körpergewicht zu halten.

Denn die während der Evolution entwickelte Software des Gehirns war wohl zu selten mit Nahrungsüberfluss konfrontiert und hat daher keine „gesunden“ Verhaltensprogramme in ihrem Repertoire, die das Gewicht automatisch begrenzen würden.

  • Disziplin beim Essen und Bewegung zum Verbrauch überzähliger Kalorien hängen daher von den Fähigkeiten ab, sich selbst zu steuern und auf Dauer konsequent zu handeln.

Wo liegt das Problem?

Warum isst man überhaupt „über den Hunger hinaus“?

Das hat klare Gründe. Denn was wir als Gefühl des „seelischen Mangels“ wahrnehmen ist tatsächlich ein Mangel an Steuerungsenergie im Gehirn. Diese benötigt das Gehirn unabdingbar, um seine Aufgaben erfüllen zu können. So wie der Akku eines Handys geladen sein muss, damit man telefonieren kann.

Der Mangel an Steuerungsenergie kommt dadurch zustande, dass man ein Leben führt, das nicht genug „Erfolgsempfindungen“ und damit zu wenig Steuerungsenergie abwirft. Der seelische Akku wird durch die Bemühungen im täglichen Leben stärker in Anspruch genommen, als er wieder durch Erfolge aufgefüllt wird.

Je größer der Mangel an Steuersubstanz, desto mehr muss das Gehirn darauf achten, ja keine Energie unnötig zu verschwenden. Denn es verfügt über kein Ladegerät und keine Steckdose um sich schnell wieder aufzuladen. Es reduziert den Rechenaufwand indem es die Qualität aller Rechenvorgänge absenkt: Das Denken arbeitet nur noch mit Scheuklappen, Sinne und Bewegungen verlieren zunehmend an Präzision.

Um sich greifende Sparmaßnahmen sind das Eine. Andererseits sucht die Software des Gehirns nach Aktionen um sich möglichst schnell seelische Energie und damit Steuerungsenergie zu beschaffen. Eine effiziente Methode besteht darin, seelische Defizite durch Essen schnell und einfach zu kompensieren. Dazu lässt die Software über den körperlichen Hunger hinaus weitere Hungergefühle entstehen.

  • Körperlich satt und seelisch immer noch hungrig.

Je stärker das seelische Defizit bereits angewachsen ist, desto nachdrücklicher fordert die Software eine möglichst schnelle Kompensation.

Besonders effizient ist die Zufuhr von Zucker, da dieser so gut wie keinen Verdauungsaufwand verursacht und unmittelbar in den Blutkreislauf übernommen werden kann.

Daher sieht der Bauch Süßes als attraktivste Möglichkeit an, sich schnell Energie zu verschaffen.

  • Der Bauch fordert Frustessen als Kompensation für die seelische Anspannung.

Im seelischen Gleichgewicht werden Impulse aus dem Bauch vom Kopf bewusst auf Sinnhaftigkeit und langfristige Auswirkung geprüft und auch mal abgewiesen:

  • Das sind zu viel Kalorien und ich will nicht dick werden.

Je niedriger der seelische Pegel, desto geringer der Einfluss des Kopfes. Die verminderte Selbststeuerung kann ungezügeltes Frustessen nicht mehr verhindern.

Die schlechte Nachricht: Die Fähigkeit zur konsequenten Selbststeuerung ist – wie man weiß – nicht besonders weit verbreitet.

Die gute Nachricht: Wie alle Fähigkeiten lässt sich auch die Fähigkeit zur Selbststeuerung durch Training verbessern.

Labile Eigensteuerung

Im starken seelischen Defizit geht die Eigensteuerung und damit die Regie über das Körpergewicht zunehmend verloren. Ärger und Enttäuschung über das Versagen erhöhen das seelische Defizit weiter. Eine nur noch schwer aufzuhaltende Aufwärtsspirale setzt sich in Gang. Das Besondere daran:

  • Bereits geringe Gefühlsschwankungen können Frustessen auslösen:

Hermine sieht fern und genießt mit allen Fasern einen Liebesfilm.

Sie erlebt jede Emotion der Hauptdarstellerin in ihren eigenen Gefühlen mit. In einer besonders bewegenden Szene hegt die Filmgestalt leise Zweifel an der Treue ihres Geliebten.

Hermine denkt an ihren eigenen Freund und schon greift sie ganz unbewusst tief in die große Tüte Popcorn, die sie in der Hand hält. Die Tüte ist leer, bevor der Film noch zu Ende ist.

Da Hermine völlig unbewusst und aus dem Bauch heraus die Tüte leergegessen hat, zählt dieses „Zwischendurch“ für sie nicht als Essen und sie wundert sich, warum sie zunimmt. Sie isst doch fast nichts..

Bereits kleine Verunsicherungen, Anflüge einer Erkältung, ein ängstlicher Gedanke, Schmerzen oder Ärger über eine unnötige Wartezeit können den seelischen Pegel sinken lassen. Der Bauch übernimmt die Regie, Verstand und Vernunft sind dahin.

Um seinen seelischen Pegel wieder anzuheben muss geraucht, etwas getrunken oder gegessen werden.

Was sagt der Bauch dazu?

Die Pfunde haben sich an Bauch, Hüften und sonst wo erfolgreich etabliert. Und sie sollen wieder weg? Einfach so und ohne zwingenden Grund? Ohne Hungersnot? Bei solch verführerischem Nahrungsangebot? Von wegen!

Gespeicherte Energie ist wertvoll! Fettreserven müssen mit Zähnen und Krallen verteidigt werden. Fasten? Nicht mit mir, sagt der Bauch und lässt den seelischen Pegel sinken um sich seine Reserven zu erhalten und den dominierenden Einfluss auf das Verhalten zu sichern.

Der sinkende Pegel provoziert noch mehr Frustessen. Eine „gewichtige“ Aufwärts-Spirale beginnt sich zu drehen.

Je gewichtiger, desto schwerer das Abnehmen.

Einmal in Gang gesetzt, wird es immer mühsamer, diesen Aufwärtstrend noch zum Halten zu bringen.

  • Daher gilt die strikte Regel: Wehret den Anfängen!

Vorbilder

Am besten es gar nicht so weit kommen lassen. Bereits ein Kilo zu viel muss Alarm und Gegenmaßnahmen auslösen. Denn der Rückweg fällt unvergleichlich schwer.

Ein Kilo? Und wie hoch soll mein „Normalgewicht“ sein? Spindeldürr oder schön rund in der Form? Jedem ist es selbst überlassen, wo er seine Gewichtsgrenze setzt. Einfach da, wo ich mich wohl fühle? Wo ich das Gefühl habe, mir selbst und Anderen zu gefallen?

  • Plakative Schönheit allein macht noch lange keine Attraktivität aus.

Jeder Mensch weist – immer in Bezug auf die Umgebung in der er lebt – Stärken und Schwächen auf. Es gilt seine Stärken zu entwickeln und seine Schwächen zu erkennen und durch Dazulernen zu entschärfen.

Mit sich selbst und seiner Rolle im Leben zufrieden zu sein teilt sich als positive Ausstrahlung mit. Und diese ist wichtiger als nur Hochglanzschönheit.

Ich bin etwas Besonderes, etwas ganz Individuelles und Einmaliges und das stelle ich auch dar. Selbstbewusst und mit sich selbst im Reinen zu sein ist eine der besten Voraussetzungen für ein gesundes Leben mit Normalgewicht.

Unrealistische und mittels Software geschönte Bilder aus Zeitschriften und Fernsehen gaukeln uns falsche Vorbilder vor und verzerren unsere Orientierung und Selbstwahrnehmung.

Es ist so unnötig wie aussichtslos, Hochglanz-Standards erfüllen zu wollen. Und warum auch? Wenn überhaupt orientiert man sich an Bildern, auf denen die Titelschönheiten nicht geschminkt sind.

Die Opferrolle: Verteufelte Nahrungsbestandteile

Und wenn Hüften oder Bauch – spätestens im Alter – etwas zu rund werden? Es ist Sache des Kopfes, mit Überlegung und Konsequenz die Kontrolle über das Körpergewicht zu übernehmen. Auch gegen einen protestierenden Bauch.

Grundfalsch wäre es, seine Selbstbestimmung aufzugeben und sein Heil in der Opferrolle zu suchen: Ich schutzloses Opferlamm bin von lauter missgünstigen Feinden, unter anderem der Nahrungsmittel-Industrie umgeben!

Es nützt nichts, einzelne Nahrungsmittel als Teufelszeug zu ächten und ihnen die Schuld am wachsenden Körpergewicht aufzuladen. Es gibt keinen „bösen“ Zucker, keine „üblen“ Kohlenhydrate, kein „hinterhältiges“ Fett.

Es ist doch die Entscheidung eines jeden, wie viel er von allem zu sich nimmt.

Der Bauch ist da anderer Meinung als der Kopf: Zucker mag er besonders gern um schnell und mit geringstem Verdauungsaufwand an Energie zu kommen.

Die Kohlenhydrate als Speicherform von Zucker sorgen – unter bereits einigem Verdauungsaufwand – für die „mittelfristige“ Versorgung mit 4 kcal pro Gramm, Fett ist der konzentrierteste Energiespeicher mit 9 kcal pro Gramm und nur mit einigem Aufwand in kleinere Bausteine umzuwandeln.

Im Körper bildet Fett nicht nur den Reservespeicher für Energie, die Fettverteilung über den Körper hinweg dient auch der attraktiven Ausformung, besonders bei Frauen mit ihrem naturgemäß höheren Anteil an Körperfett.

Proteine können zwar auch als Energielieferanten dienen, aber viel effizienter ist es für den Organismus, sie als Quelle wichtiger Protein-Bausteine einzusetzen.

Energiebilanz

Neben einer ausgewogenen Zusammensetzung der Nahrung selbst kommt es im Wesentlichen auf die verzehrte Gesamtmenge an.

  • Es ist die Bilanz von zugeführten und verbrauchten Kalorien.

Moni kauft seit neuestem nur noch fettarmen Joghurt. Was ihr aber nicht auffällt ist, dass sie nun deutlich mehr Joghurt verzehrt als zuvor vom Vollmilchjoghurt. Daraufhin angesprochen sagt sie nur: „Aber da ist doch weniger Fett drin!“

Zudem kann es sein, dass der fettreduzierte Joghurt womöglich mehr Zucker enthält.

Seine Nahrungsmittel kritisch zu betrachten kostet viel Zeit und Energie, ist aber die Voraussetzung dafür, nicht in die verlockenden Fallen der auf Umsatz bedachten Nahrungsmittel-Industrie zu geraten.

Gesunde Nahrung

Die Nahrung muss vollständig sein im Sinne der Anforderungen des jeweiligen Organismus. Diese Anforderungen können von Mensch zu Mensch durchaus unterschiedlich sein. Das Lebensalter wie auch das Geschlecht spielen ebenfalls eine größere Rolle.

Am besten ist eine abwechslungsreiche, gesunde, von Schadstoffen freie und vor allem wohlschmeckende Nahrung.

Jeder Organismus benötigt zwar ein Grund-Kontingent von Zucker, Kohlehydraten, Fett, Proteinen, Vitaminen, Mineralstoffen, Ballaststoffen und was auch immer, doch wie viel er davon braucht und in welcher Zusammensetzung lässt sich wohl nur nach Wohlgefühl und Erfahrung feststellen.

Auch wenn eine übermäßige körperliche Tätigkeit, eine Infektionskrankheit oder ein starker Stresszustand des Organismus vorliegen sollte, muss die Ernährung auch die dann speziellen Anforderungen des Organismus berücksichtigen.

Bei vegetarischer oder veganer Ernährung ist es von großer Bedeutung, der Vollständigkeit der Ernährung besondere Aufmerksamkeit zu widmen um Unterversorgung in manchen Nahrungsbestandteilen (z.B. bei Vitamin B12) vorzubeugen.

Diäten

Der Bauch empfindet aus seiner Sicht Diäten als die reine Zumutung. Freiwillig würde er sich nie und nimmer einer Diät unterwerfen.

Nicht nur, dass Diäten sich auf wenig nachvollziehbare und oft unbewiesene, aber angeblich wirksame Regeln gründen, die meist auf den willkürlichen Verzicht auf irgend eine Nahrungskomponente oder andere Einschränkungen hinauslaufen. Dafür sollen künstliche „Nahrungsergänzungsmittel“ als angeblicher Ausgleich dienen.

Beim Fasten mit komplettem Verzicht auf Nahrung wäre indes zu beachten, dass während des Fastens die körperliche, seelische und geistige Belastbarkeit möglicherweise eingeschränkt sein könnte.

Die eine Diät ächtet den Zucker, die andere die Kohlenhydrate und Fett sowieso. Manche beschränken das Essen auf bestimmte Tageszeiten, manche wiederum setzen auf Smoothies als Heilsbringer.

Es gibt aber keine Standardmethode, die „von alleine läuft“.

Es gibt so viele..

Der Phantasie für verschiedene und immer wieder neu erdachte Diäten und Vorschriften ist keine Grenze gesetzt. Allerdings weisen so ziemlich alle Diäten das gemeinsame Merkmal auf, fühlbare Einschränkungen insgesamt einzufordern.

Es kommt der Gedanke auf, dass es vor allem diese Einschränkungen sind, die – wenn überhaupt – das Abnehmen begünstigen könnten.

Es ähnelt der Ideologie des Opferns: Wenn ich das Opfer einer Einschränkung bringe, habe ich dann nicht auch sichtbares Abnehmen verdient?

Beim Abnehmen in der Gruppe stärkt ein gewisser Gruppendruck die Motivation, eine Diät bis zu einem sichtbaren Erfolg durchzuhalten.

Die langfristig positive Wirkung von Diäten lässt sich durchaus kritisch betrachten. Sie können bei großer Einseitigkeit durchaus auch kontraproduktiv, wenn nicht gar schädlich sein. Für extreme Diäten gilt das sowieso.

Extreme

Es empfiehlt sich nicht, wider alle Vernunft und frontal gegen das eigene Empfinden extremen Essensvorschriften zu folgen und die Ernährung zum alles bestimmenden Lebensmittelpunkt werden zu lassen.

Der Nachteil so ziemlich aller Diäten liegt im altbekannten „Jo-Jo“-Effekt: Beim Beenden einer Diät besteht bei der Rückkehr ins normale Leben die Gefahr, dass der Bauch sich alles, was er gewaltsam entbehren musste, wieder zurückholt. Und aus Rache noch eins draufsetzt.

Von der Gängelung durch den Kopf wieder befreit, holt sich der Bauch die Regie schnell zurück und in kürzester Zeit ist alles wie vorher. Oder noch schlimmer. Eine andere Diät probieren? Es wächst sich zum Drama aus.

Es ist sehr anzuzweifeln, ob auf einschränkende Nahrungsvorschriften beruhende Diäten das geeignete Mittel zur langfristigen Gewichtskontrolle sind.

Der ganzheitliche Ansatz

Bei der Kontrolle des Körpergewichts geht es nicht nur ums Essen, sondern um eine bessere Art der Lebensführung. Es muss das Ziel sein, in ein seelisches Gleichgewicht zu kommen, damit der Kopf das Essverhalten bewusst steuern kann.

Nicht noch so umfassendes, aber zusammenhangloses Wissen ist entscheidend, sondern zu verstehen, wie der seelische Haushalt zustande kommt und wie man diesen selbst beeinflussen kann. Nur dann lässt sich die nötige hohe Motivation entwickeln, um die richtige Steuerung seiner selbst zu realisieren.

Die Aufgabe besteht darin, das tägliche Leben so umzugestalten, dass es deutlich mehr das Gefühl einer Belohnung vermittelt und damit mehr seelische Energie auf das Seelenkonto bringt.

  • Seinen seelischen Pegel ausgeglichen zu halten ist keine Sache, die man spontan und endgültig regeln könnte

Genügend seelische Energie zu erwirtschaften ist vielmehr die tägliche Lebensaufgabe, die alle Lebensbereiche betrifft: Beziehung, Kinder, Arbeitsplatz, Freunde, Hobbies, Reisen, Haustiere und vieles mehr.

Wie diese von der Natur auferlegte Mammut-Aufgabe vollbracht werden kann ist Inhalt meines Buchs „Kopf und Bauch: Ein Team!“

Ein ausgeglichener seelischer Pegel ist die Voraussetzung, durch Einsatz des Kopfs und seiner Vernunft sein Körpergewicht regulieren zu können.

Im seelischen Defizit herrscht der Bauch vor und lacht über jede noch so schwer erkaufte Bemühung, von der er doch schon vorher weiß, dass sie letztlich scheitern muss

Bewegung

Gesundes Essen ist die eine Komponente. Als Gegenpol muss Bewegung her – Kalorien verbrennen, übermäßige Fettreserven abbauen und fit werden. Für den Geübten ist es keine Überraschung, dass Bewegung ganz unmittelbar Belohnungssubstanz und damit seelische Energie produziert.

Langstrecken- und Marathonläufer kennen das „Runner‘s High“, eine vermehrte Ausschüttung von Dopamin und weiteren Belohnungssubstanzen.

  • Bewegung hebt unmittelbar den seelischen Pegel.

Ein höherer Pegel mindert den Drang zur Kompensation, fördert das Selbstvertrauen. Bewegung tut dem Körper allgemein gut. Viele organische Abläufe im Körper werden durch sie unterstützt. Der Mensch ist ein „Bewegungswesen“.

Wichtig aus Sicht der Software ist Vielfalt. Zwar zeigen Sportarten wie regelmäßiges Laufen, Gehen und Schwimmen gute Effekte für Kreislauf und Bewegungsapparat. Doch wäre es am besten, wenn alle Muskeln „mal dran kämen“ und alle Gelenke in ihrem Bewegungsspielraum in Anspruch genommen würden. Dies lässt sich durch funktionelle Belastung erreichen, bei verschiedenen Sportarten oder beim Tanzen, das nicht nur Bewegung, sondern auch Koordination und Präzision trainiert. Bewegung sollte Spaß machen, im Paar oder in der Gruppe.

In einem positiven sozialen Kontext bringt Bewegung viel mehr seelische Energie als alleine ausgeführt. So ganz ohne Spass könnte der Bauch sein Veto einlegen: Bewegen, ohne dass gejagt, gekämpft, geflüchtet oder geflirtet werden soll? Grundlos rumrennen? Auf einem lächerlichen Laufband sinnlos Energie vergeuden?

Den Bauch muss man locken!

Das widerspricht meiner Programmierung zu möglichst hoher Effizienz, sagt der Bauch. Wenn ich mich schon anstrenge, will ich auch seelischen Ertrag davon haben. Wieder ist der Kopf gefragt, den widerspenstigen Bauch mit der Aussicht auf Belohnung zur Mitarbeit zu locken und ihn in Bewegung zu bringen. Eine strategische Aufgabe des Kopfes und der Intuition. Geht nur mit einem genügend hohen seelischen Pegel.

Der menschlichen Software sind gute Aussichten bei weitem wichtiger als die bestehende Situation selbst. Die Erwartung einer Belohnung motiviert wie sonst nichts. Daher ist es eine gute Strategie, dem Bauch solche Belohnung zu versprechen:

Martina hat ein Gewichtsproblem. Und sie tanzt so gern. In schrecklicher Vorahnung meidet sie die Waage. Jedes zusätzliche Kilo, das im Tanz bewegt und gedreht werden soll, stört. Sie weiß, dass sie ihren Bauch von den Vorteilen überzeugen, ihn mit Belohnung locken muss:

Meine Kleider würden wieder passen und dann meine gute Figur zur Geltung bringen. Ich würde öfter aufgefordert und könnte leichtfüßig tanzen! Ohne nach den ersten Schritten außer Atem zu kommen. Ein ganz anderes Leben!

Der neue Lebensweg muss sich selbst tragen

Martina konnte ihren Bauch überzeugen und muss nun liefern: Wo bleiben nach den ganzen Einschränkungen die angekündigten Erfolge, wo die daraus geschöpfte seelische Energie? Die Pfunde fallen nicht schon nach den ersten Bemühungen ab. Es braucht Tage oder gar Wochen, um Erfolge sichtbar werden zu lassen.

Kritisch ist genau dieser Zeitraum, den es zu überstehen gilt, bis der neue Lebensweg genügend Steuerungsenergie abwirft und das Frustessen überflüssig macht.

Martina muss mit ihrem ungeduldigen Bauch „verhandeln“, ihn so lange vertrösten und ihm gut zureden, bis sich am Horizont tatsächlich der erste noch so kleine Erfolg zeigt: Das Gewicht geht ein wenig runter. Diesen auch noch so minimalen Effekt wird Martina – wie in der Politik – ihrem Bauch als großen Erfolg verkaufen, weitere Fortschritte an die Wand malen und ihm Lust auf mehr machen.

Eine bewährte Strategie ist auch, dem Bauch indirekte, auf anderem Gebiet erreichte Erfolge zu präsentieren, durch neue aufbauende Bekanntschaften beispielsweise. Gibt es vielleicht etwas Anderes, das seelische Energie und Ausgleich bieten könnte, etwas Unschädliches? Aber nicht aus Frust nun sinnlos einkaufen!

Das absolut vorrangige Ziel der neuen Lebensführung ist es, den seelische Pegel, das Maß an verfügbarer Steuersubstanz im Gehirn, auf welche Weise auch immer anzuheben.

Sein Körpergewicht in einen systematischen Trend nach unten zu bringen, ist ein wahres Hexenwerk, da jeder kleine Einbruch im seelischen Pegel den Einfluss des Kopfes schwächt und dem Bauch mehr Gewicht verleiht.

Sein Gewicht in vernünftigen Grenzen zu halten, ist eine höchst anspruchsvolle Daueraufgabe. Ein dauerndes, mühsames Verhandeln mit dem Bauch. Von Anfang an, denn Abnehmen ist noch viel schwerer als sein Gewicht zu halten.

Besonders gut helfen hier strategische Fähigkeiten. In vorausschauendem Denken von vornherein auch die Folgen schnellen oder gar ausufernden Genusses vermehrt in Betracht zu ziehen. Wenn ich dem Drang meines Bauchs jetzt nachgebe, werde ich zunehmen. Das will ich nicht. Basta!

Essen mit Genuss

Da es der Software um Zufluss seelischer Energie geht, ist der Genuss beim Essen wichtig. Bewusster Genuss gegen pures Hinunterschlingen:

  • Klasse statt Masse – und das nicht nur beim Essen..

Bei ausführlichem Kauen bleiben Aroma und Geschmack länger im Mund und damit der Genuss länger erhalten. Auch ist mehr Zeit für Sättigungsgefühle. Die Nahrung wird bei ausführlichem Kauen mit Enzymen angereichert, die dem Organismus die Verdauung erleichtern.

Eine solche Kaukultur beim Essen durchzuhalten, ist eine Frage der seelischen Ausgeglichenheit und des dann möglichen ruhigen und bewussten Essens. Sobald der seelische Pegel sinkt und Stress aufkommt, schaltet der Kopf ab und das bauchgesteuerte Hinunterschlingen fängt wieder an.

Das Essen sollte eine Oase der Ruhe und Sammlung sein. Nicht fernsehen, nicht lesen und vor allem keine problematischen Gespräche beim Essen. Am besten bekommt das Essen in gut gelaunter Gesellschaft. Mit Sauertöpfen und Problemträgern macht es wenig Freude. Da grimmt es schon vorher im Gedärm.

Das „Zwischendurch“

Sicherlich fällt es schwer, tief eingegrabene Gewohnheiten abzulegen. Die vielen Schokolädchen und süßen Stückchen und anderes Knabberzeug, das man nicht bewusst mitzählt, können in der Summe eine ganze Mahlzeit ausmachen, die dann auf den Hüften landet. Ganz abgesehen von mit Zucker angereicherten Softdrinks.

Da erscheint es nicht besonders sinnvoll, bei der Zubereitung von Mahlzeiten auf Kochsahne mit weniger Fett zu achten.

  • Einfach bei den Hauptmahlzeiten genussvoll, aber von allem weniger essen und nichts zwischendurch.

Das entlastet auch die Verdauung. Diese ist auf Mahlzeiten eingestellt und nicht auf Dauerfütterung.

Bewusst essen und sich genug bewegen: Sollte es das gewesen sein? Sicher nicht. Die leidvolle tägliche Erfahrung zeigt, dass es unendlich schwer ist, sich gegen den beharrlichen Bauch durchzusetzen und die nötige Disziplin aufrecht zu erhalten. Der Grund liegt – auch – in unserer Software:

Schnell und unmittelbar verfügbare Nahrungsmittel, die viel sofort verwertbaren Zucker enthalten und keinen großen Verdauungsaufwand erfordern, lösen wegen ihrer hohen Effizienz eine starke Motivation aus, sie hier und jetzt zu verzehren. Es ist der Effekt der „unmittelbaren Belohnung ohne Aufwand“.

Die Psycho-Mathematik liefert die Aussage, dass nicht nur ein drängendes Bedürfnis eine Motivation auslöst, sondern bereits eine „gute Gelegenheit“, sprich eine Situation, in der bei wenig Aufwand eine hohe Belohnung winkt.

Beide zusammen, ein drängendes Bedürfnis nach Kompensation und dazu noch die gute Gelegenheit, es ohne Aufwand befriedigen zu können, lassen die Motivation zuzugreifen in solche Höhen steigen, dass diesem Drang kaum zu widerstehen ist.

Da gilt es stark zu bleiben, durchzuhalten und keinesfalls von seiner Linie abzuweichen.

Man darf sich nicht täuschen lassen und meinen, es sei doch leicht, herumliegenden süßen Sächelchen zu widerstehen. Eine schwere, vom Bauch hinterhältig organisierte Fehleinschätzung.

Es darf nichts, aber auch gar nichts von „Zwischendurch“ auch nur in der Nähe sein.

Martinas Erfolg

Der erste Tag für Martina ohne Schokolade und Knabberzeug. Konsequent nichts davon im Haus. Doch der Bauch will sich nicht auf Schmalkost setzen lassen. Er lässt den seelischen Pegel sinken, um Martina zur Kapitulation zu zwingen.

Da gilt es durchzuhalten. Ihr Freund Michael unterstützt sie. Ein gemeinsamer langer Spaziergang. Der zweite Tag. Fast so schlimm wie der erste, aber auszuhalten. Martina in Schweiß gebadet im Fitness-Studio. Fühlt sich danach prächtig. Der dritte Tag. Geht das Gewicht schon zurück? Cola und Schokolade rücken immer weiter weg.

Martina könnte die Waage umarmen. Erste Zeichen des Rückgangs. Nun kriegt die Sache eine Eigendynamik. Die Freude über die Fortschritte. Das hebt ihren seelischen Pegel und verschafft ihrem Kopf noch mehr Einfluss. Schon seit zwei Wochen hat sie nichts mehr zwischendurch gegessen. Fast nichts. Dafür deuten sich Taille und Figur wieder an.

Wie schön! Martina muss nicht mehr dauernd in Kalorien denken. Ganz entspannt im Seelenfrieden. Wochen später kann sie sogar wieder das eine oder andere Schokolädchen zwischendurch genießen. Und ein Schlückchen Cola zur Anregung. Nur genießen, sie braucht es nicht wirklich. Nichts zwingt sie mehr. Sie hat es geschafft.

Fazit:

Die Bemühungen um ein Wunschgewicht laufen darauf hinaus, sich von der Opferrolle zu lösen, man sei hilflos von Feinden umgeben: einer geldgierigen Nahrungsmittelindustrie, einem bösen Zucker, hinterhältigem Fett und dick machenden Kohlehydraten. Aber das sind nur Angebote, denen man nicht folgen muss. Es gilt, aktiv zu werden und die Regie über seine Ernährung und Lebensführung eigenverantwortlich zu übernehmen.

  • Für die Steuerung eines Nahrungs-Überangebots verfügt unsere Software über keine evolutionären Verhaltensprogramme.
  • Diese Steuerung kann nur bewusst mit dem Kopf realisiert werden.
  • Raus aus der Opferrolle hin zur bewussten Eigensteuerung!
  • Um sich selbst steuern zu können, muss der seelische Pegel hoch genug sein. Daher erste Maßnahme: Den seelischen Pegel anheben.
  • Dann geht es Schritt für Schritt:
  • Die Nahrung sollte abwechslungsreich, in ihren Inhaltsstoffen vollständig und möglichst frei von Schadstoffen sein.
  • An erster Stelle steht die Bilanz aus mit der Nahrung zugeführter zu durch Bewegung verbrauchter Energie.
  • Wenn Frustessen sich durchsetzt und der Kopf nicht in der Lage ist, die Kalorienbilanz zu steuern, ist dies ein Zeichen eines zu niedrigen Pegels an seelischer Energie. Dann brauche ich Hilfe von außen.
  • Der seelische Pegel kann nur durch eine effizientere Lebensführung angehoben werden:
  • Ein „Seelenkonto“ erstellen: Was verschafft mir Erfolge mit guten Gefühlen, wo verschwende ich seelische Energie durch nutzloses Engagement?
  • Auf jeden Fall „schnelle Belohnungen“ durch Frustessen meiden indem keine Süßigkeiten oder sonstiges Knabberzeug leicht verfügbar sind.
  • Durchhalten, bis ein Erfolg sichtbar wird, ob in der Gruppe oder wie auch immer.

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