09 Belohnung und Sozialisation

Inhalt: Psychische Energie stammt aus dem Gefühl einer ‚Belohnung‘. Wer belohnt hier eigentlich was, warum und wofür? Wie entsteht das Gefühl einer Belohnung oder einer Frustration und wie führt dies zu einem Pegel an psychischer Energie? Sozialisation modifiziert originär angelegte Eigenschaften und Bedürfnisse je nach sozialem ‚Umfeld‘. Welche Version dient als Grundlage einer Belohnung, die originäre oder die sozialisierte?

Sichtbare Belohnung: Leckerli für braves ‚Sitz!‘ oder ‚Platz!‘. Und auch der Kopfjäger erhält seine Dollars als Belohnung, wenn er den Schwerverbrecher der Justiz ausliefert. Klare Sache…

Wie geht das? Und warum? Mein kleiner Roboter Roby braucht keine Belohnung. Er erfüllt seine Aufgaben und damit basta. Roby muss sich keine psychische Energie erarbeiten, seine ‚psychische Existenz‘ nicht durch Erfolge aufrechterhalten. Würde er einmal erfolglos agieren, wäre er nicht etwa ‚down‘, sondern würde, falls so programmiert, aus seinen Fehlern lernen und diese in Zukunft vermeiden.

Ganz anders der Mensch. Er ist von Natur aus auf Effizienz ausgelegt und muss im Sinne seiner individuellen Auslegung ‚erfolgreich‘ sein. Ohne die Empfindung von Erfolgen wäre ein Mensch psychisch nicht lebensfähig. Sein Pegel an psychischer Energie wäre höchstens eine Zeitlang mit Hilfe seiner Mitmenschen über dem einer Depression zu halten.

Erfolge belohnt der Organismus, indem er Belohnungssubstanzen wie z.B. Dopamin, Serotonin oder Oxytocin in bestimmten Belohnungszentren des Gehirns ausschüttet. Wie ein Schlüssel zum Schloss passt so ein Belohnungsmolekül in seinen Rezeptor und wenn es dort andockt, löst es diese angenehmen euphorischen Gefühle aus. Je mehr Belohnungsrezeptoren angesprochen werden, desto stärker Erfolgsempfindung und das Gefühl eines Zuflusses an psychischer Energie.

Die euphorischen Gefühle lassen nach, indem sich die Belohnungsmoleküle wieder von ihren Rezeptoren lösen und diese aufs Neue nach Belohnung verlangen.

Je länger die Rezeptoren ohne Befriedigung bleiben, desto stärker baut sich das Bedürfnis auf und umso stärker fällt die Belohnung aus, wenn das Bedürfnis erfüllt wird:

Hunger ist der beste Koch…

Die Belohnungsempfindung selbst kann auch noch durch die aktuelle hormonelle Situation gestärkt oder abgeschwächt werden:

Im Testosteronrausch ist die Belohnungserwartung und damit der Drang des jungen Mannes so hoch, dass ein Autorennen sein muss, ganz gleich welches Risiko für sich und andere dabei in Kauf zu nehmen ist.

Eine bloße Wiederholung der belohnenden Aktion bringt jedoch nicht mehr die gleiche Befriedigung:

Das erste Bier schmeckt am besten, die folgenden, na ja…

Ohne Pausen zwischen den Belohnungen verlieren diese an Wirkung. Nach ‚tiefen Gefühlen‘ muss ein neuronales Netz erst wieder Neurone, Synapsen und Rezeptoren regenerieren, um erneut für Belohnungen empfänglich zu sein. Je tiefer der Genuss, desto mehr Energie für die Empfindung selbst und auch die Regeneration.

Ganz abgesehen von der Gewöhnung: Wo Erfolgserlebnisse und psychische Energie üppig fließen, bauen sich neuronale Netze aus: Schaltelemente (z.B. Synapsen) und Verknüpfungen werden ertüchtigt oder sogar neu geschaffen mit dem Ergebnis, dass ehedem große Erfolge nach der Ertüchtigung als normal gelten und weitere herausragende Erfolgsempfindungen nur durch noch größere Erfolge oder in einer anderen Konstellation zustande kommen können.

Dass der Mensch stets nach Steigerung und Abwechslung strebt, ist Folge der Eigenschaften seiner neuronalen Netze.

Hier die Zeichnung einer multipolaren Nervenzelle des menschlichen Kleinhirns nach Ramón y Cajal, symbolisch für die Komplexität eines neuronalen Netzes.

Nicht genügend beansprucht, werden ganze Bereiche der Netze ausgedünnt und rückgebaut. Ballast, der nur unnötig Energie verbraucht.

Bei den Muskeln bekannt, im Gehirn ähnlich…

Wofür der menschliche Algorithmus belohnt, fällt äußerst individuell aus: Erfreut sich der Eine an der Natur und erfährt da gute Gefühle, fließt dem Anderen gleich sackweise psychische Energie zu, wenn seine geliebte Fußballmannschaft gewonnen hat, von der Überflutung in dem Moment, in dem diese ein Tor erzielt, ganz zu schweigen. Wie eine Droge…

Und die Natur verteilt die Stärke der Belohnung auch nicht gerade ‚gerecht‘: Für ein und dieselbe Belohnungsempfindung muss der Eine mehr tun als der Andere. Kann er dies nicht, wird ihn häufiger ein psychischer Mangel in Form einer Melancholie heimsuchen.

Für das individuelle Gefühl der Ausgeglichenheit will ein bestimmter Prozentsatz an Rezeptoren durch Belohnungsmoleküle belegt und damit ‚befriedigt‘ sein. Misserfolge verringern diese Zahl und es herrscht ein Energiedefizit, überwiegen die Erfolge, stellen sich euphorische Gefühle ein:

Der ‚Füllgrad‘ des Belohnungszentrums bestimmt den psychischen Pegel.

Leistungsfähigkeit und ein gutes Lebensgefühl wird dem Menschen nur in einem eher begrenzten Korridor seiner psychischen Energieskala gewährt: Ein Pegel zu weit unter der Ausgeglichenheit macht unklug und aktiviert Urprogramme wie ‚Glaube‘, ‚Sündenbock‘, ‚Ideologie‘ ‚Aggression‘ oder ‚Macht‘.

In der Euphorie, z.B. nach einem umwerfenden Erfolg oder im Zustand der Verliebtheit, regiert ebenfalls Unvernunft, die Realität geht verloren und eine unsanfte Landung droht. Dieser Zustand normalisiert sich aber von allein wieder..

Man könnte es ’naturgegebene Benachteiligung‘ nennen: Negative Aspekte dringen viel stärker in die Wahrnehmung als positive und belasten den psychischen Pegel. In der freien Natur sind Bedrohungen relevant und deren schnelles Erkennen oft überlebenswichtig. Euphorische Gefühle hingegen sind eher als Geschenke zu sehen, die die Natur vergibt um einen bestimmten Zweck, z.B. die Fortpflanzung, zu fördern.

Noch offensichtlicher zeigt sich die Dominanz des Negativen im Alter, wenn die Energie und dadurch die Fähigkeit, sich zu behaupten, nachlässt. Sensibilität und Wahrnehmung werden immer stärker auf Bedrohliches ausgerichtet, positive Aspekte verlieren an Bedeutung.

Die Medien tragen dieser Unausgewogenheit des Belohnungssystems Rechnung, indem sie ihren Fokus inbesondere auf negative und eher bedrohliche Inhalte richten und daraus entstehende Ängste dadurch noch fördern.

Schwer zu glauben, dass sich das tägliche Leben als unablässige und zuweilen auch gnadenlose Jagd nach Belohnung darstellen soll. Doch zeigt sich in so gut wie jeder Tätigkeit die Absicht, daraus psychische Energie zu schöpfen.

Zwei elementar-biologische Ziele heben sich heraus: „Sicherung der Existenz“ und „Fortpflanzung“ zeigen sich direkt oder indirekt als Kern fast aller Anstrengungen. Die Palette der größeren und kleineren Quellen an psychischer Energie erscheint fast unendlich groß, wie auch die der Abflüsse durch Aufwand oder Frustration. Im Ganzen fluktuiert der psychische Pegel unablässig und erstaunlich stark. Hier ein fiktives Beispiel:

Eine leere Zahnpastatube am Morgen (- 1), der wohlschmeckende Orangensaft beim Frühstück (+ 2), ein quengelndes Kleinkind (- 4), zum Glück noch Benzin im Auto (+ 2), Gedanke an ein Problem bei der Arbeit (- 5), die Freude auf die nette Kollegin (+ 3), ein erfolgreiches Kundengespräch (+ 4), Zoff mit dem Abteilungsleiter (- 4) – in kürzester Zeit ein unablässiges Auf und Ab im psychischen Pegel.

Diesem entsprechend greift der Algorithmus fließend auf die ganze Palette ihrer Quellen zu, z.B. ‚Reisen‘ oder ‚Kuscheltier‘ bis hin zu den Urprogrammen ‚Glaube‘, ‚Sündenbock‘ oder ‚Machtausübung‘.

Endlich Freitag: Nichts wie weg!

Ausgelaugt von der Arbeit: Wie schön, mit der Katze zu kuscheln!

Total frustriert: Voll auf den Boxsack.

Wer belohnt hier eigentlich wofür?

Der Ursprung: Die befruchtete Eizelle enthält als individuellen Maßstab lediglich ihren genetischen Bauplan, der im Laufe der Schwangerschaft in die körperliche Realität umgesetzt wird.

Zur Welt kommt ein genetisch bestimmtes Wesen, das neben seinen fest programmierten Fähigkeiten im Laufe seiner weiteren Entwicklung eine ‚Sozialisierung‘, nämlich eine Anpassung an sein naturgegebenes und soziales Umfeld erfährt. In Sibirien wird es sich an Kälte gewöhnen müssen, in Afrika an Hitze und je nachdem, in welche Familie es hineingeboren wurde, auch an deren ‚Sitten und Gebräuche‘.

Passendes aus der Palette seiner Verhaltensweisen wird gemäß Mainstream durch Lob und Unterstützung gestärkt, anderes, weniger erwünschtes, je nachdem getadelt, sanktioniert oder gewaltsam unterdrückt. Der Genetik stülpt man im Laufe des Lebens eine wie immer geartete Sozialisation über.

Der Sohn des Unternehmers pflegt eher künstlerische Interessen. Wirklich sinnvoll, ihn als Boss in die Firma zu zwingen? Die Arbeit dort liegt ihm nicht und bringt ihm kaum psychische Energie und auf seine Hauptquelle ‚Kunst‘ soll er verzichten?

Woher sollen Erfolge und psychische Energie kommen, wenn er nichts von alledem kann, was gefordert ist und alles, was er will und kann, dort niemand haben will? Die originäre Ausstattung so gar nicht mit dem Anforderungsprofil übereinstimmt? Seine Bemühungen erfolglos, seine Bedürfnisse unbefriedigt bleiben und sein psychischer Pegel immer weiter sinkt?

Denn Anpassung hat ihre Grenzen und keiner kann auf Druck hin, geschweige denn auf Dauer, ein anderer Mensch sein, als der er geboren ist. Der Ruf nach ‚mehr Freiheit‘ verfängt nicht, da ein größerer Bewegungsspielraum meist auf Kosten anderer geht.

Zurück zu den Wurzeln und den Embryo einmal als ‚fiktive Investition‘ der Natur betrachtet: Wäre es nicht heilige Pflicht eben dieser ganz individuellen Genkombination oder sogar jeder einzelnen Anlage darin, sich zu entwickeln und im täglichen Leben psychische Energie bringend umzusetzen, ganz gleich ob man diese aus gesellschaftlicher Sicht für gut oder weniger gut hält?

Soll sich eine ‚biologische Anlage‘ der Natur etwa wie die Investition einer Aktie an der Börse sogar lohnen, indem sie sich im realen Leben durchsetzt und möglichst viel psychischen Ertrag abwirft? Sich behauptet, wächst und fortpflanzt?

‚Passende‘ Anlagen werden während der Sozialisation gefördert, bauen sich aus und bringen mehr Ertrag als das Original, die weniger genehmen unterdrückt und von der Energiegewinnung ausgeschlossen.

Entscheidend für das ‚Seelenheil‘ ist, ob nach einer wie auch immer einschränkenden Sozialisation der noch verbleibende Spielraum ausreicht, genügend psychische Energie zu erwirtschaften.

Die Natur wirft freimütig auch extremste Varianten auf den Markt und vergrößert damit die Wahrscheinlichkeit, dass selbst bei noch so gravierenden Umwelteinflüssen wie Pandemien, Klimawandel, Vulkanausbrüchen oder dem Einschlag von Meteoriten und was auch immer, noch irgendwelche Exemplare überleben.

Macht des Zufalls, die gut angepasste Individuen bevorzugt, der große ‚Rest‘ aber zu kämpfen hat, wenn er nicht als ‚Kollateralschaden‘ auf der Strecke bleiben will.

Auch im ‚normalen Leben‘ des Menschen können sich die Verhältnisse ändern und plötzlich kann ‚Böses‘ nützlich sein:

Wenn es im Krieg ums Überleben geht, ist Entschlossenheit und Gewaltbereitschaft von Vorteil. Für diesen Fall müssen im Algorithmus auch gewalttätige Verhaltensweisen bereitstehen.

Daher ist nicht eine Eigenschaft an sich ‚böse‘, es geht um die Situation und das Maß in der Stärke der Umsetzung:

Verhalten muss in den Kontext passen. Alles zu seiner Zeit und im rechten Maß!

Dies gilt auch für die soziale Kompetenz: Völlig ichbezogen ist schlecht, ganz ohne Plan und eigene Haltung noch viel schlechter.

Einen Fisch zu verschenken, auf den ersten Blick ein Gutmensch. Den Bedürftigen zu lehren wie man fischt, zunächst nachhaltig, wenn zu viele fischen, der Ruin..

Gerade das soziale Umfeld spielt bei der Belohnungsempfindung eine große Rolle: Ein Lob vom Chef, eine Gehaltserhöhung, der kameradschaftliche Knuff nach einem Schuss ins Tor, ein vielversprechender Flirt, was auch immer, alle diese psychischen Einkünfte erhöhen den Pegel – sofern sie dem eigenen Bedürfnisprofil entsprechen.

Vera sucht Zeit ihres Lebens nach Anerkennung. Für sie zählt nur, was ihr Anerkennung und damit psychische Energie verschafft. Ihr Anspruch ist, überall hofiert zu werden.

Wieder Lob und Gratifikation für den kreativen Mitarbeiter. Es hätte ihn jedoch mehr gefreut, seine Ideen aufgenommen und umgesetzt zu sehen.

Und was wird aus der Begabung? Durch günstige Vorstrukturierung in den originären Verschaltungen seines Gehirns schon als Kind ein gutes Ballgefühl. Es kann früher und leichter als andere gut mit einem Ball umgehen und Anerkennung daraus schöpfen.

Belohnung: Der beste Anreiz, sich besonders schnell zu entwickeln.

Sollte dieses Kind, müsste es nicht sogar Ball spielen? Früh gefördert entwickelt sich diese Anlage, kann effizient umgesetzt werden und wird reichlich mit psychischer Energie belohnt, denn es erweitert und vertieft seine originale Auslegung.

Ein weniger Begabter müsste einen viel höheren Trainingsaufwand erbringen und würde das Niveau des Begabten vielleicht trotzdem nicht erreichen.

Lügen und Betrügen: Dem weniger sozial Disponierten fällt es leicht, Grenzen anderer zu missachten und Macht auszuüben. Oft ziehen sich solch ungünstige ‚Charakter-Merkmale‘ durch ein ganzes Leben.

Der Kerl kann was und wäre gut zu gebrauchen. Wäre der bloß nicht so unbeherrscht! Macht sich damit alles kaputt.

Das Kind quält sein Meerschweinchen. Wird es ein Psychopath, wenn man nicht früh genug eingreift?

Trotz aller Erziehungsmaßnahmen werden auch ‚weniger gute‘ Anlagen weiterhin nach Verwirklichung und Belohnung streben, dies umso mehr, je stärker sie angelegt sind. Dann genügt es nicht, sie einmal einzudämmen. Ein Daueraufwand, sie in Grenzen zu halten.

Unter welchen Bedingungen könnte der weniger gut Angepasste auf die Erfüllung seiner originären, aber unsozialen Bedürfnisse verzichten? Nur wenn es ihm gelingt, sich auf akzeptiertem Gebiet weiter zu entwickeln und mit seinen Fähigkeiten innerhalb des gesellschaftlichen Rahmens genügend psychische Energie zu erwirtschaften.

Er wird dann über einen ausreichend hohen psychischen Pegel verfügen, keine Probleme haben und auch keine verursachen. Und das unterdrückte Bedürfnis? Je nach Stärke seiner Ausprägung strebt dieses im Hintergrund weiter nach Befriedigung und zehrt am psychischen Pegel.

Alles im Griff? Nur bei hohem Pegel an psychischer Energie. Sollte dieser jedoch sinken, wird alles Angelernte und Übergestülpte an Einfluss verlieren. Eines Tages die stark motivierende Gelegenheit und ein Auslöser, und die lange unterdrückte originale Auslegung wird mit aller Gewalt durchbrechen. Als tragisches Beispiel der Fall der Gefängnispsychologin Susanne Preusker.

‚Auslöser‘? Als Auslöser kann jeder Teil einer Situation fungieren, der der Motivation sei es auch nur einen kurzzeitigen Schub verleiht und damit die Schwelle zur Aktion überschritten wird. Wie nach einem Dammbruch reißt dann eine Welle alles bisher Beherrschte mit sich fort.

Im normalen Leben zeigt sich der ‚wahre‘ Charakter umso deutlicher, je weiter der psychische Pegel gesunken und damit der Stresspegel gestiegen ist. Dann fällt die mühsam anerzogene oder nur vorgeschützte Hülle ab und das unverblümte ‚Original‘ erscheint. Oft völlig überraschend.

Kevin sichert mit dem Seil Martin, der in ein Schluckloch im Karstgebirge einsteigt. Martin strauchelt, Kevin lässt das Seil los: Er hatte Angst, es könnte ihm weh tun. Kein Gedanke an seine Aufgabe…

Bei der Resozialisierung von Straftätern zeigt es sich ebenfalls: Ein Teil kann seine ‚guten Seiten‘ entwickeln, genügend psychische Energie daraus schöpfen und gesellschaftlich wieder Fuß fassen. Gelingt dies nicht, werden die ‚bösen Seiten‘ die Oberhand gewinnen und der Betroffene fällt in seine ursprünglichen Verhaltensmuster zurück.

Für eine Gesellschaft mit naturgemäß sehr unterschiedlich ausgelegten und sozialisierten Mitgliedern bedeutet ein generelles Absinken des Pegels an psychischer Energie die Gefahr, dass sich wieder unliebsame Programmteile aus den Tiefen des Algorithmus wie ‚Sündenbock‘ oder ‚Drang zur unkontrollierten Macht‘ Bahn brechen. Wie bei Corona oder anderweitig ausufernden Erscheinungen.

Denn für eine Gesellschaft aus vielen Individuen gelten die gleichen Überlegungen wie beim einzelnen Menschen, wirken aber in der Masse viel zerstörerischer.

Je niedriger der Pegel an psychischer Energie, desto stärker treten die Bedürfnisse der Ur-Anlagen zutage und der anerzogene Überbau verliert seine kontrollierende Wirkung.

Und die KI? Was könnte sie zu Belohnung und psychischer Stabilisierung beitragen? Es geht darum, die Schwachpunkte der menschlichen Gehirnorganisation auszugleichen. Eine unterstützende KI kennt den Menschen allgemein und den ihn steuernden Algorithmus.

Das Wissen um ‚ihren‘ Menschen, seine individuellen Stärken und Schwächen, vor allem dessen Belohnungserwartung, versetzt sie in die Lage, dessen Entscheidungen zu beeinflussen und als eine Art ‚Mentor‘ zumindest grobe Fehler zu vermeiden.

Wenn der Mensch den Rat einer KI überhaupt annimmt…

Fazit: Die Natur belohnt Aktivitäten, die ihre originäre Auslegung zu Verwirklichung und Erfolg führen. Sozialisierung fördert die Entwicklung ‚guter Anlagen‘, so dass diese weit mehr eingesetzt und höheren Ertrag abwerfen können als das Original allein.

‚Schlechte Anlagen‘ werden in der Sozialisation unterdrückt, aber deren Bedürfnisse bleiben ungestillt und suchen weiter nach Befriedigung. Dieses Dauerdefizit zu kompensieren, muss ein Teil der auf erlaubtem Gebiet erarbeiteten psychischen Energie aufgewendet werden.

Bildnachweis:
Markus Gann/Shotshop.com                                Hund Belohnung